​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Nov 9 2017
13:13

Biochemiker Christian Münch erhält Noether-Stipendium der DFG / 2 Millionen Euro zum Aufbau einer Forschergruppe

Fehlfaltung in Mitochondrien: Wie reagiert die Zelle?

FRANKFURT. Falsch gefaltete Proteine verursachen viele Krankheiten, darunter neurodegenerative Erkrankungen und Krebs. Deshalb hat die Zelle zu ihrem Schutz ausgefeilte Kontrollmechanismen entwickelt. Wie diese bei Fehlfaltung von Proteinen in Mitochondrien funktionieren, erforscht Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt ihn dabei mit einem Emmy-Noether-Stipendium in Höhe von bis zu zwei Millionen Euro.

Die Fehlfaltung einzelner oder vieler zellulärer Proteine ist eine stetige Gefahr. Allein eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur bei Fieber reicht, um das Faltungsgleichgewicht in Zellen zu stören. Wenn das in Mitochondrien geschieht, können die üblichen Kontrollmechanismen der Zelle nicht greifen. Denn die kleinen Organellen, auch „Kraftwerke der Zelle“ genannt, sind durch zwei Membranen vom Rest der Zelle getrennt. Sie brauchen daher ihre eigenen Kontrollmechanismen, um die Faltung der mitochondrialen Proteine sicherzustellen.

Daher aktivieren Mitochondrien bei Fehlfaltung ihrer Proteine eine Stressantwort, die versucht, die Proteinfaltung zu korrigieren. Durch die Aktivierung bestimmter Gene im Zellkern induzieren sie die Herstellung von Proteinen, welche die Faltung in den Mitochondrien unterstützen. „Besonders in Säugetierzellen ist sehr wenig darüber bekannt, wie die Information über fehlgefaltete mitochondriale Proteine an den Zellkern übermittelt wird“, erklärt Dr. Christian Münch.

In der Forschergruppe, die Münch mithilfe der bewilligten Gelder aufbaut, soll zudem untersucht werden, wie sich die Stressantwort unter chronischen Bedingungen verhält und wie der programmierte Zelltod ausgelöst wird, wenn die Proteinfaltung nicht wiederhergestellt werden kann. Daraus versprechen sich die Forscher Erkenntnisse darüber, welche Rolle diese Prozesse in Krankheiten spielen und ob diese für therapeutische Zwecke modifiziert werden können.

Dr. Münch studierte Biochemie in Tübingen und München und promovierte 2011 an der Cambridge University in England. Danach folgte ein mehrjähriger Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School in den USA. Seit Dezember 2016 ist er Gruppenleiter am Institut für Biochemie II der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität.

Mit dem Emmy Noether-Programm fördert die DFG herausragende Nachwuchswissenschaftler, so dass sie eigenverantwortlich eine Nachwuchsgruppe leiten und sich als Hochschullehrer qualifizieren können. Besonders versucht das Programm hierbei auch herausragende Nachwuchswissenschaftler aus dem Ausland zurück zu rekrutieren.

Ein Bild von Christian Münch zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69177152 (Foto: Uwe Dettmar)

Information: Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie 2, Fachbereich 16, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-6599, ch.muench@em.uni-frankfurt.de.

 

Nov 9 2017
13:12

Emeritus der Goethe-Universität erhält höchste Auszeichnung der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung

Henry-Dunant-Medaille für Völkerrechtler Michael Bothe

FRANKFURT. Für seinen langjährigen Einsatz für die Genfer Konventionen ist Prof. Michael Bothe, emeritierter Jura-Professor der Goethe-Universität, heute von der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung mit der Henry-Dunant-Medaille ausgezeichnet worden. Die Medaille gilt als die höchste Ehrung, die die Bewegung zu vergeben hat.

Seit mehr als 50 Jahren engagiert sich Prof. Michael Bothe für die Entwicklung, Verbreitung und Durchsetzung des Rechts der Genfer Konventionen zum Schutz der Opfer bewaffneter Konflikte. Als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation war er an der Verhandlung der beiden Zusatzprotokolle von 1977 zu den Genfer Abkommen von 1949 beteiligt. Seitdem wirkte er in zahlreichen Expertengremien und Konferenzen zu diesem Recht mit. Schon seit 1973 ist Bothe Mitglied des Deutschen Komitees für humanitäres Völkerrecht, einem Fachausschuss des Deutschen Roten Kreuzes, mehr als 20 Jahre lang war er dessen Vorsitzender. Zur Kenntnis und zum Verständnis der Genfer Konventionen hat der Frankfurter Wissenschaftler Entscheidendes beigetragen: durch eine Fülle von Veröffentlichungen, z.B. als Autor eines der beiden führenden Kommentare zu den Protokollen von 1977, durch seine akademische Lehrtätigkeit hier in Frankfurt und an Universitäten in Deutschland und rund um die Welt sowie durch zahlreiche Vorträge im In- und Ausland.

Auch für die Durchsetzung dieses Rechts hat sich Bothe wirksam eingesetzt: Er war Mitglied und Vorsitzender der Internationalen Humanitären Ermittlungskommission, hat Opfer von Rechtsverletzungen beraten, z.B. Bombenopfer im ehemaligen Jugoslawien. Hilfsorganisationen stand er mit seiner Expertise zur Verfügung, etwa wenn es darum ging, den Zugang für Hilfsaktionen in Syrien und im Gaza-Streifen sichern. Auch vor hohen Gerichten, z. B. vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag im Verfahren um den Bau einer Mauer im besetzten Gebiet Palästinas, hat er sich im Sinne der Genfer Konventionen eingesetzt. Inspiration für diese Arbeit, sagt Bothe, sei für ihn stets, durch Verwirklichung des Rechts das Leid zu lindern, das Kriege in unsäglicher Weise über die Menschheit bringen.

„Das DRK ist stolz, einen so engagierten und kompetenten Rotkreuzler sowie international anerkannten Völkerrechtler an seiner Seite zu wissen“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters am Rande der internationalen Tagung des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes in Antalya, in deren Rahmen die Medaille verliehen wurde. „Wir alle freuen uns sehr über diese ehrenvolle und hochverdiente Auszeichnung unseres Kollegen Michael Bothe. Seine Arbeit ist ein Vorbild für theoretische rechtswissenschaftliche Tätigkeit, die unmittelbar fruchtbare Wirkung in der Praxis entfaltet“, so Prof. Albrecht Cordes, Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Goethe-Universität.

Die Henry-Dunant-Medaille ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Sie ist für Mitglieder gedacht, die sich in besonderer Weise auf internationaler Ebene um die Bewegung des Roten Kreuzes oder des Roten Halbmondes verdient gemacht hat – etwa durch den langjährigen außergewöhnlicher Einsatz für die Bewegung oder durch Einzelhandlungen von herausragender Einsatzbereitschaft und Tapferkeit unter schwierigen Bedingungen, die mit einem hohen persönlichen Risiko für das eigene Leben, die Gesundheit oder die persönliche Freiheit verbunden waren. Die Medaille wird alle zwei Jahre vergeben, in der Regel an nicht mehr als fünf Empfänger.

Die Medaille ist benannt nach Henry Dunant (1828-1910), dem Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Mit seiner Schrift „Eine Erinnerung an Solferino“ hatte der Schweizer Humanist und Kaufmann die Grundlage der Konventionen gelegt. Der Abschluss der ersten Genfer Konvention von 1864, die der erste Völkerrechtsvertrag des modernen humanitären Völkerrechts ist und auf die Garantie eines Mindestmaßes an Menschlichkeit in bewaffneten Konflikten abzielt, wurde von Henry Dunant initiiert.

Ein Bild von Prof. Michael Bothe finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/69176638 (Foto: Goethe-Universität)

Information: Dr. Susanne Pelster, Geschäftsführung Dekanat, Fachbereich Rechtswissenschaft, Theodor-W.-Adorno-Platz 4, 60629 Frankfurt, Telefon 069 798-34205; Fax 069 798-34530, E-Mail Pelster@jur.uni-frankfurt.de

 

Nov 8 2017
16:26

Bürger-Universität am 19. Januar 2018 widmet sich der Frage, welche Veranstaltungen und Debatten im Rahmen eines wissenschaftsgeleiteten Diskurses an der Uni möglich sind

Diskurskultur auf dem Campus

FRANKFURT. Die Goethe-Universität veranstaltet im aktuellen Wintersemester (19. Januar 2018, 19 Uhr, Campus Westend (Ort wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben)) eine zusätzliche „Bürger-Universität“ mit dem Titel: „Diskurskultur im Zwielicht – Wie viel Meinungsfreiheit verträgt die Uni?“ Teilnehmende des Forums sind Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff, der Philosoph Prof. Rainer Forst, die Ethnologin Prof. Susanne Schröter, der Humangeograf Prof. Bernd Belina (angefragt) sowie ein/e Vertreter/Vertreterin (angefragt) der insgesamt 60 Unterzeichner eines Offenen Briefs gegen den Vortrag von Rainer Wendt; Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard. Mit der Veranstaltung greift die Goethe-Universität am Fall des kürzlich im Rahmen einer Veranstaltungsreihe kurzfristig ausgeladenen Gastredners Rainer Wendt, Chef der Polizeigewerkschaft, Diskussionsstränge einer kontroversen öffentlichen Debatte auf, die sich an der Ein- und Ausladung Wendts entzündet hatte.

Universitätspräsidentin Birgitta Wolff sagte: „Auch wir sehen Gesprächsbedarf darüber, welche Veranstaltungen und Debatten im Rahmen eines wissenschaftsgeleiteten Diskurses an der Uni möglich sind und welche nicht. Eine solche Debatte wird derzeit auch an vielen andere deutschen Universitäten und Hochschulen intensiv geführt. Unsere Veranstaltung ist ein Angebot zur Versachlichung der Debatte angesichts eines sich immer weiter verschärfenden, öffentlichen Meinungsklimas, das auch die Wissenschaftsfreiheit gefährdet.“

Wolff verwies darauf, dass ein inneruniversitärer Diskurs zum Thema Meinungsfreiheit an der Goethe-Universität bereits seit 2014 stattfinde, als die Universität ihr Leitbild diskutierte und beschloss. Hier heißt es u.a.: „(…) Ihrer wechselvollen Geschichte kritisch verpflichtet, ist sie (die Goethe-Universität) geleitet von den Ideen der Europäischen Aufklärung, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit und wendet sich gegen Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus. Die Goethe-Universität ist ein Ort argumentativer Auseinandersetzung; Forschung und Lehre stehen in gesellschaftlicher Verantwortung (…)“

Wolff ergänzte: „Immer wieder gibt es Vorfälle und Themen, die eine Erörterung und Diskussion der praktischen Folgerungen aus diesem Leitbild notwendig machen. Die Diskussion darüber, welche Kommunikations- und Verständigungskultur auf dem Campus wünschenswert und demokratisch geboten ist, setzen wir nicht nur im Rahmen der zusätzlichen Bürger-Universität fort“, kündigte Wolff an, „sondern auch bei anderen Gelegenheiten wie im Senat, im AStA-Jour fixe oder in der AG „Leitbild leben“.

Eines müsse klar sein, so Wolff: Positionen, die von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gedeckt seien, müssten im Rahmen der wissenschaftsgeleiteten Debatten selbstverständlich auch auf dem Campus offen angesprochen werden können. Dies gebiete der demokratische Respekt vor der Position des/der Andersdenkenden. Aufgabe der Universität sei ein wissenschaftsgestützter Diskurs über Positionen, nicht Tabuisierung. Ein Klima der Angst – ganz gleich von welcher Seite dieses geschürt werde – gefährde die Wissenschaftsfreiheit.

Die vollständige Stellungnahme von Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff vom 3. November zum Fall Wendt finden Sie unter: http://tinygu.de/Statement-Wolff

 

Nov 8 2017
15:01

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sagt finanzielle Unterstützung des Open-Access-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek für die Jahre 2018 und 2019 zu

Weiterer Ausbau von Open Access an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Die Goethe-Universität ist in ihren Bemühungen, allen Interessierten weltweit einen freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen zu ermöglichen, auf erfreuliche Weise bestärkt worden: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat der Goethe-Uni jetzt eine finanzielle Unterstützung des Open-Access-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek für die Jahre 2018 und 2019 zugesagt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt den Open-Access-Publikationsfonds der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität mit rund 290.000 Euro. Insgesamt werden dem Fonds im Zeitraum 2018-2019 mehr als 400.000 Euro zur Verfügung stehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität können durch Mittel aus diesem Budget dabei unterstützt werden, ihre Publikationen im Open Access (OA) und damit frei zugänglich für alle zu verbreiten.

Der OA-Publikationsfonds fördert die Publikation wissenschaftlicher Artikel, die in Open-Access-Zeitschriften erscheinen und für die Publikationsgebühren anfallen, indem er diese Gebühren bis zu einer Höhe von 2.000 Euro übernimmt. Alle Angehörigen der Universität können diese Förderung in Anspruch nehmen. Der Fonds wird durch die Universitätsbibliothek betreut, die zu allen praktischen Fragen des Open-Access-Publizierens berät. Zudem sollen nach Möglichkeit auch andere Formen des OA-Publizierens finanziell unterstützt werden, etwa indem Open-Access-Zeitschriften in den Geisteswissenschaften, die keine Publikationsgebühren erheben, direkt gefördert werden.

Bibliothekdirektor Heiner Schnelling sieht die Bibliothek und die Universität auf dem richtigen Weg: „Die Hochschulbibliotheken können nicht bei ihren traditionellen Aufgaben wie Sammeln und Erschließen von Medien verharren. Sie sind gefordert, Services zu entwickeln, welche die Forschenden im gesamten Publikationsprozess unterstützen. Hinzu kommt, dass Open Access nicht nur den Autorinnen und Autoren der Texte Vorteile bringt, indem sie besser sichtbar werden, sondern dass alle Forschenden und Studierenden von der freien Zugänglichkeit von Fachliteratur profitieren.“

In der Open-Access-Policy der Universität heißt es: „Die Goethe-Universität ermuntert ihre WissenschaftlerInnen, Open Access zu publizieren.“ Sie belässt es aber nicht bei diesem Appell, sondern unterstützt die wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren mit ganz konkreten Angeboten. Neben dem Publikationsfonds bietet die Bibliothek etwa eine Plattform für das kostenlose Hosting von OA-Zeitschriften, die bereits von fünf Herausgebern genutzt wird, während acht weitere Titel in Vorbereitung sind.

Die Universitätsbibliothek hatte 2015, 2016 und 2017 zur Förderung von OA-Publikationen testweise Mittel bereitgestellt, die rasch abgerufen wurden und eine große Resonanz auslösten. Dank der großzügigen Unterstützung des Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds konnte die Bibliothek den Fonds im Laufe des Jahres 2017 noch einmal erheblich aufstocken. Mit der Zusage der DFG kann nun für die nächsten Jahre ein verlässliches Angebot eingerichtet werden.

Weitere Informationen: http://www.ub.uni-frankfurt.de/publizieren/

Open-Access-Policy der Goethe-Universität: http://www.ub.uni-frankfurt.de/publizieren/oa_policy_goetheuniversitaet_2017.pdf

Kontakt: Dr. Roland Wagner, Open-Access-Beauftragter der Universität: Tel. 069/798-49101, Mail: r.wagner@ub.uni-frankfurt.de | Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg, Tel. 069/798-39223; Mail: b.wirth@ub.uni-frankfurt.de

 

Nov 8 2017
12:14

Wassergefilterte Infrarot-A-Strahlung lindert Schmerzen und hemmt Entzündungen

Wärmetherapie vielseitig einsetzbar

FRANKFURT. Wärme tut bei vielen Beschwerden gut, besonders, wenn sie tief ins Gewebe eindringt. Seit 1991gibt es dafür spezielle Infrarotstrahler, mit denen Mediziner vor allem bei der Wundheilung und Schmerzlinderung gute Erfahrungen machen. Das zeigt ein aktueller Übersichtsartikel von einem Sportmediziner der Goethe-Universität.

Ein bestimmter Teil des Infrarotspektrums, das Infrarot A, dringt besonders tief ins Gewebe ein. Filtert man aus dem Spektrum zudem die Anteile, welche die Hautoberfläche erhitzen, kann die Strahlung optimale Wirkung entfalten und sogar bei Entzündungen und Verbrennungen eingesetzt werden.

Das Verfahren, mit dem man aus dem Infrarot-A-Spektrum die unerwünschten Anteile herausfiltert, orientiert sich am Vorbild der Natur: In gemäßigten Klimazonen wird die Wärmestrahlung der Sonne durch das Wasser und den Wasserdampf der Atmosphäre gefiltert. Entsprechend tritt die Strahlung in der Infrarotlampe durch eine mit Wasser gefüllte Küvette. Für bestimmte in der Medizin wichtige Wellenlängen, wie zum Beispiel 820 Nanometer, kann man daher im Vergleich zu Infrarotlampen („Rotlichtlampen“) ohne Wasserfilter mit wIRA eine 6-30mal so hohe Bestrahlungsstärke anwenden.

Wassergefiltertes Infrarot A hat drei Hauptwirkungen auf das Gewebe: Es steigert wesentlich die Temperatur, die Versorgung mit Sauerstoff und die Durchblutung. Bestrahlung mit wIRA lindert Schmerzen, hemmt Entzündungen und eine vermehrte Flüssigkeitsabgabe, fördert die Infektionsabwehr und die Regeneration. Das zeigt ein aktueller Übersichtsartikel von Prof. Gerd Hoffmann vom Institut für Sportwissenschaften zu den medizinischen Anwendungen von wIRA. Der Beitrag ist in der Fachzeitschrift "Physikalische Medizin – Rehabilitationsmedizin – Kurortmedizin" erschienen.

Es gibt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten für wIRA. So verläuft die Heilung akuter und chronischer Wunden schneller und schmerzärmer. Typische Anwendungen sind Operationswunden und chronische Geschwüre („offenes Bein“). wIRA wird außerdem eingesetzt bei Warzen, Lippen-Herpes, Gürtelrose (Herpes Zoster), Sklerodermie, Akne und Lichtalterungsschäden der Haut (aktinischen Keratosen). Auf die Haut aufgetragene Substanzen werden unter Bestrahlung mit wIRA besser aufgenommen.

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthrosen, Gelenkentzündungen (Arthritiden), Rückenschmerzen (Lumbago) oder Morbus Bechterew (ankylosierende Spondyloarthritis). wIRA lindert Schmerzen vom gewöhnlichen Muskelkater bis zum komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS). Die Strahlung fördert die Regeneration nach Sport und wird zudem bei Polyneuropathien und in Kombination mit Strahlentherapie oder Chemotherapie in der Tumortherapie (Onkologie) eingesetzt.

Die Schmerzminderung durch wIRA beruht auf verschiedenen Effekten: Dank der gesteigerten Durchblutung können angehäufte Stoffwechselprodukte wie Schmerzbotenstoffe, Milchsäure und Bakteriengifte besser entfernt werden. Die erhöhte Gewebetemperatur beschleunigt parallel dazu den Abbau dieser Substanzen und fördert die Regeneration. Nicht-thermische Effekte beinhalten direkte Wirkungen auf Zellen und zelluläre Strukturen und Substanzen und möglicherweise auch auf Schmerzrezeptoren. wIRA wirkt deutlich muskelentspannend und auch hierüber schmerzmindernd. Dadurch verbessert sich nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Sauerstoffversorgung im Gewebe – und das senkt deutlich das Infektionsrisiko bei Wunden.

Publikation: Hoffmann G. Klinische Anwendungen von wassergefiltertem Infrarot A (wIRA) – eine Übersicht. Phys Med Rehabilitationsmed Kurortmed. 2017;27:265-274. DOI: 10.1055/s-0043-113047, frei zugänglich unter: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/45000, urn:nbn:de:hebis:30:3-450002

Ausführliche frei zugängliche Darstellung zahlreicher Anwendungsmöglichkeiten von wassergefiltertem Infrarot A (in Deutsch mit englischer Zusammenfassung): http://www.waerme-therapie.com/fachartikel.html

Bilder zum Download finden Sie unter www.uni-frankfurt.de/69156872

Abbildung 1: Spektren der Sonne, eines Strahlers für wassergefiltertes Infrarot A (wIRA) und von zwei Halogenstrahlern ohne Wasserfilter. Grafik: Piazena

Abbildung 2: Wundheilungsverlauf einer infizierten Wunde nach 4 Tagen und nach insgesamt 3 Wochen mit täglich dreimal 1 Stunde Bestrahlung mit wassergefiltertem Infrarot A (wIRA). Foto: Winkel

Information: Prof. Dr. Gerd Hoffmann, Institut für Sportwissenschaften, Fachbereich 5, Sport Campus Ginnheim, Tel.: (06181)62287, hoffmann@em.uni-frankfurt.de.

 

Nov 8 2017
11:12

Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessur zu neuer Therapie gegen Altersschäden des Gehirns

Eine Spritze gegen Alzheimer & Co.?

FRANKFURT. Kann man vorbeugen gegen Demenz, Altersschwerhörigkeit, Parkinson, Epilepsie und ALS? Die großen Pharma-Firmen scheinen nicht mehr daran zu glauben, aber überraschende Befunde der letzten zwei Jahre wecken die Hoffnung, dass regelmäßige Injektionen speziell designter RNA im nächsten Jahrzehnt zur Routine-Prävention gegen Altersschäden des Gehirns eingesetzt werden könnten.

Am Beispiel von zwei Krankheiten, bei denen fortschreitende Lähmungen auftreten, weil die Muskeln versorgende Nerven (Motoneuronen) absterben (SMA und ALS) zeigte der neue Therapieansatz überraschend vielversprechende Ergebnisse. An Mäusen konnte der diesjährige Merz Stiftungsgastprofessor Aaron Gitler von der Stanford University, USA, zusammen mit Prof. Georg Auburger von der Goethe Universität, den Krankheitsprozess über mehr als ein Jahr aufhalten. Unbehandelt sterben die Tiere nach 22 Tagen. Die Entdeckung, die im April 2017 in der angesehenen Fachzeitschrift „Nature“ publiziert wurde, diskutieren internationale Fachleute im Rahmen eines Symposiums

am 22. November von 9 bis 17 Uhr
im Hörsaalgebäude des Universitätsklinikums Frankfurt (Haus 22, HS 2).

In Deutschland haben an der Universitätsklinik Ulm (Direktor: Professor Albert Ludolph) bereits erste Therapie-Versuche mit RNA-Injektionen bei ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) begonnen. Prof. Jochen Weishaupt aus der Abteilung von Prof. Ludolph wird über die ALS-Arbeiten in Ulmauf dem Symposium an der Goethe-Universität berichten. Ebenso konnte Prof. Felix Rosenow von der Goethe Universität kürzlich nachweisen, dass die Injektion von RNA auch zur Behandlung von Epilepsie ein vielversprechender Weg ist.

Beim Bürgerforum haben Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit, direkt mit den Forschern zu diskutieren

am 23. November (Donnerstag) von 16.30 bis 18 Uhr
im Arkadensaal des Goethe-Hauses, Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt.

Themen der Podiumsdiskussion mit Prof. Aaron Gitler, Prof. Georg Auburger und Prof. Felix Rosenow unter der Moderation von Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz werden sein: Lässt sich dieser Ansatz übertragen auf Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer, auf fortschreitende Taubheit und Blindheit? An welchen Standorten kann man sich schon behandeln lassen? Wie viele Jahre werden vergehen bis zur routinemäßigen Einführung der Therapie? Mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen? Wie kann man schon Jahre vor Ausbruch der Erkrankung wissen, ob man sich vorbeugend behandeln lassen sollte? Anschließend besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Pressevertreter sind zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen. Wenn Sie ein Interview mit Aaron Gitler oder anderen Experten bei dem Symposium wünschen, wenden Sie sich bitte an Prof. Auburger: (069) 6301-7428, auburger@em.uni-frankfurt.de.

Information: Prof. Dr. Georg Auburger, Klinik für Neurologie, Fachbereich 16, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-7428, auburger@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 6 2017
17:06

Struktur einer Entscheidungszentrale in der Immunabwehr aufgeklärt/ Publikation in Nature

Wie Zellen Status-Updates filtern

So wie wir aus der Informationsflut in sozialen Medien das für uns Wichtige herausfiltern, arbeiten auch Körperzellen. Im ständigen Kampf gegen Parasiten, Viren oder Krebs selektieren sie Informationen für das Immunsystem. Das geschieht durch eine hochkomplexe molekulare Maschinerie, deren Arbeitsweise Biochemiker der Goethe-Universität und des Max-Planck-Instituts für Biophysik zusammen mit Forschern der Universität Halle aufgeklärt haben.

Status-Updates aus dem Inneren der Zelle erhält das Immunsystem an deren Oberfläche. Dort präsentieren bestimmte Proteine, sogenannte MHC I-Moleküle, die Information in Form kleiner Proteinbruchstücke. Krebszellen oder von Viren infizierte Zellen werden so im Idealfall schnell erkannt und eliminiert. Viren und Tumore können das Immunsystem aber auch austricksen. Außerdem kann eine missverständliche Nachricht zu Autoimmunerkrankungen oder chronischen Entzündungen führen.

Deshalb ist es besonders wichtig zu verstehen, wie die hochkomplexe molekulare Maschine im Zellinneren die relevanten Proteinbruchstücke selektiert und das Beladen der MHC I-Moleküle koordiniert. In der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature geben nun die Forscher aus Frankfurt und Halle erstmals Einblicke in die Arbeitsweise und die molekulare Architektur des sogenannten MHC I-Peptidbeladungskomplexes.

„Um diesen äußerst fragilen Komplex für Strukturanalysen aufzubereiten, mussten wir alle Register der Biochemie ziehen“, erklärt Dr. Simon Trowitzsch vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität. „So entwickelten wir zunächst einen viralen, molekularen Köder, um den MHC I-Peptidbeladungskomplex aus dem endoplasmatischen Retikulum isolieren zu können.“

„Dank der bahnbrechenden Verbesserungen in der Kryo-Elektronenmikroskopie, die kürzlich mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, konnten wir den MHC I-Peptidbeladungskomplex unmittelbar betrachten und dessen genaue molekulare Struktur bestimmen. Sie ist ungefähr hunderttausend Mal kleiner als ein Stecknadelkopf“, berichtet Dr. Arne Möller vom Max-Planck-Institut für Biophysik.

Aus der erhaltenen Struktur lässt sich ableiten, wie die Zelle es schafft, für das Immunsystem relevante Informationen zu generieren. Hierfür müssen Transportproteine in der Membran, Faltungsenzyme und MHC I-Moleküle präzise in einem Komplex zusammenarbeiten.

„Die Arbeit zeigt, wie der MHC I-Peptidbeladungskomplex nur solche Informationsfragmente herausfiltert, die auch von Effektor-Zellen des Immunsystems gelesen werden können. Diese Arbeit löst ein jahrzehntealtes Puzzle und erlaubt uns nun, den Prozess der Antigen-Selektion präziser zu beschreiben und Immuntherapien weiter zu verbessern,“ schlussfolgert Prof. Robert Tampé vom Institut für Biochemie.

Publikation: Andreas Blees, Dovilė Janulienė, Tommy Hofmann, Nicole Koller, Carla Schmidt, Simon Trowitzsch, Arne Moeller & Robert Tampé: Structure of the human MHC-I peptide-loading complex, NATURE (Nov 6, 2017, First Release) doi:10.1038/nature24627

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69093715

Bildtext: Struktur des MHC I-Peptidbeladungskomplexes in der Membran des endoplasmatischen Retikulums.

Bildrechte: Arne Möller (MPI für Biophysik), Simon Trowitzsch und Robert Tampé (Goethe-Universität)

Information: Prof. Dr. Robert Tampé und Dr. Simon Trowitzsch, Institut für Biochemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29273, tampe@em.uni-frankfurt.de, Trowitzsch@biochem.uni-frankfurt.de; Dr. Arne Möller, Max-Planck-Institut für Biophysik, Tel.: (o69) 63033057, arne.moeller@biophys.mpg.de.

 

Nov 3 2017
15:17

Jungautorinnen Lize Spit und Niña Weijers zu Gast an der Goethe-Universität

Ausgezeichnete Debütantinnen

FRANKFURT. Zwei äußerst erfolgreiche Jungautorinnen lesen demnächst an der Goethe-Universität: Lize Spit (geb. 1988) aus Flandern und Niña Weijers (geb. 1987) aus den Niederlanden.

Jung, begabt, erfolgreich: Lize Spit und Niña Weijers haben einiges gemeinsam. Auch das Sujet und die Sprache. Mit ihren Debütromanen, in deren Zentrum junge Frauen stehen, eroberten die 29-Jährige aus Flandern und die 30-Jährige aus den Niederlanden die Bestsellerlisten in beiden Ländern und räumten sämtliche Preise ab, die für Debütwerke zu bekommen sind. Auch für die wichtigsten sonstigen Literaturpreise waren sie nominiert, die Rechte an ihren Texten wurden vielfach ins Ausland verkauft.

Nun sind Lize Spit und Niña Weijers zu Gast an der Goethe-Universität. Die Lesungen in Niederländisch und Deutsch finden statt

am Donnerstag, 9. November (Lize Spit) im Renate-von-Metzler-Saal im Casinogebäude auf dem Campus Westend und am Donnerstag, 30. November (Niña Weijers) im IG-Farben-Bau auf dem Campus Westend Raum 1.411 (1. Stock), Beginn jeweils 19 Uhr.

Lize Spits Roman „Het smelt” von 2016 („Und es schmilzt“, 2017, Fischer Verlag) verkaufte sich in niederländischer Sprache mehr als 160.000 Mal, Niña Weijers Buch „De consequenties“ von 2014 (dt. „Die Konsequenzen“, 2016, Suhrkamp) erlebte bereits 16 Auflagen. Inhaltlich zeigen die beiden Romane allerdings kaum Ähnlichkeiten.

Spits 500 Seiten starker Roman „Und es schmilzt“ erzählt die düstere Geschichte der jungen Eva, die in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist und dort Ungeheuerliches und Unsagbares erlebt hat. Während einer erzähltechnisch raffiniert eingebauten Rückfahrt zu dem Dorf und zu ihrer Vergangenheit baut die Autorin die Spannung bis zu einem fast unerträglichen, aber unvermeidlichen Höhepunkt auf. Der Lebensweg der jungen bildenden Künstlerin Minnie Panis steht im Mittelpunkt von Niña Weijers Roman „Die Konsequenzen“. Die Protagonistin geht in ihren, an die Arbeiten der Performance-Künstlerin Marina Abramović angelehnten Projekten, sehr weit, fast zu weit.

Information: Laurette Artois, Lektorat Niederländisch der Goethe-Universität, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Fachbereich 10, Telefon 069 79832851, E-Mail artois@lingua.uni-frankfurt.de; Internet http://www.uni-frankfurt.de/41138070/niederlaendisch

 

Nov 3 2017
15:15

10 Jahre nach Eröffnung: Renovierte NS-Gedenkstätte wird am 5. November in Anwesenheit von Oberbürgermeister Peter Feldmann wiedereröffnet

Wollheim-Memorial renoviert und technisch aktualisiert

FRANKFURT. Vor fast 10 Jahren, im November 2008, wurde auf dem Campus Westend der Goethe-Universität eine NS-Gedenkstätte eingeweiht: das Norbert Wollheim-Memorial. Gewidmet ist sie Norbert Wollheim und mit ihm stellvertretend allen ehemaligen Zwangsarbeitern der I.G. Farben AG, deren Verwaltungsgebäude mitsamt Gelände seit dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Frankfurt von der Goethe-Universität als Campus Westend genutzt wird.

Nach der Einweihung des Memorials vor rund zehn Jahren waren verschiedene baulich-technische Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich. Nicht nur Materialmüdigkeit, Verschmutzungen und – wenige – Fälle von Vandalismus, sondern auch der informationstechnologische Fortschritt sowie neuere Sicherheitserfordernisse hatten das Präsidium der Universität Anfang dieses Jahres veranlasst, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.

Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff sagte: „Norbert Wollheim gibt durch sein persönliches Schicksal als Zwangsarbeiter der I.G. Farben und sein entschiedenes und erfolgreiches Drängen auf Wiedergutmachung dem Holocaust ein Gesicht. Das Wollheim-Memorial erinnert uns daran, dass wir nie aufhören dürfen, Unmenschlichkeit, Diskriminierung, Rassismus und Verfolgung entschieden entgegenzutreten.“

Oberbürgermeister Peter Feldmann ging in seinem Grußwort auf die jüdische Tradition Frankfurts ein: „Unsere Goethe-Universität, deren 100-jähriges Jubiläum wir gefeiert haben, zeigt wie keine andere Einrichtung unserer Stadt bereits in ihrer Gründungsgeschichte die gewaltige Bedeutung jüdischer Mäzene und jüdischer Wissenschaftlicher für unser Frankfurt. Paul Ehrlich und Franziska Speyer, Wilhelm Merton und Ludwig Edinger, Felix Weil und Max Horkheimer sind nur einige wenige der Persönlichkeiten, die innerhalb kurzer Zeit Frankfurts Uni zu einer der führenden Universitäten in Deutschland machten.“ Umso wichtiger sei ein klares Bewusstsein über die Nazi-Zeit: „I.G. Farben war ein großer und fester Bestandteil der Ausbeutung und der Vernichtung jüdischen Lebens. Eines dieser Opfer war Norbert Wollheim. Er war Überlebender des Konzentrationslagers Buna/Monowitz und musste für die I.G. Farben Zwangsarbeit auf der Baustelle in Auschwitz leisten.“ Weiter sagte Feldmann: „Der Einsatz für das Erinnern gilt natürlich den Überlebenden und den Opfern der Nazi-Barbarei sowie Ihren Nachkommen. Aber dieses Erinnern gilt zugleich uns allen, um uns immer wieder ins Gedächtnis zu rufen: Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus bringen nur Leid, Zerstörung und Tod.“

Für die Instandsetzung konnte die Universität auf Mittel aus dem Johanna Quandt-Jubiläumsfonds zurückgreifen sowie auf großzügige Spenden der Sanofi Deutschland GmbH, der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie und des Fördervereins Fritz Bauer Institut e. V. „Die Universität dankt allen Spendern für ihre wichtige Unterstützung, ohne die die notwendigen baulich-technischen Maßnahmen nicht hätten umgesetzt werden können“, betont Vizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz.

Koordiniert vom Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, waren an der Instandsetzung mehrere Einrichtungen der Universität beteiligt – beispielsweise das Fritz Bauer Institut, das Immobilienmanagement sowie das Hochschulrechenzentrum. Im Zuge der Instandsetzung entwickelte das Forschungszentrum auch einen Gedenkplan für den Campus Westend. Ab dem 5. November 2017 können sich alle Geschichtsinteressierten über die gedenkrelevanten Orte des Campus Westend informieren – auch online unter: www.uni-frankfurt.de/gedenkplan. „Der Gedenkplan wird insbesondere dem Wollheim-Memorial eine große Sichtbarkeit verleihen und das Gedenkstätten-Konzept besser veranschaulichen“, freut sich Steffen Bruendel, Historiker und Direktor des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften.

Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer-Instituts und Professorin zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität, sagte: „Der Prozess, den Norbert Wollheim Anfang der fünfziger Jahre gegen die I.G. Farben angestrengt hat, war eine Sensation. Zum einen, weil das Landgericht Frankfurt, später auch das Oberlandesgericht die Entschädigungspflicht des IG-Konzerns gegenüber ehemaligen Zwangsarbeitern grundsätzlich festgestellt haben, zum anderen, weil die Mitverantwortung des Unternehmens für die Ausbeutung der Häftlinge und für die Verbrechen von Auschwitz konstatiert wurde. Wollheim, der als Häftling Nummer 107984 Zwangsarbeit für die I.G. Farben hatte leisten müssen und dessen gesamte Familie in Auschwitz  ermordet wurde, kommt das Verdienst zu, den Blick der Öffentlichkeit auf die verheerende Rolle der Industrie im NS-Staat gelenkt zu haben. An ihn und seine Leistungen zu erinnern, ist wichtig.“

Am 5. November 2017, um 11:00 Uhr, begeht die Goethe-Universität feierlich das zehnjährige Bestehen der Wollheim-Gedenkstätte im Rahmen einer Matineeveranstaltung in der Eisenhower-Rotunde des I.G. Farben-Gebäudes.

 

Nov 3 2017
15:07

Eduardo Viveiros de Castro bei Kantorowicz Lecture

Wider die Ausnahmestellung unserer Spezies

FRANKFURT. Der Mensch – ein Wesen mit herausragender Stellung? Mit dieser Annahme abrechnen will der brasilianische Ethnologe Eduardo Viveiros de Castro in seiner Vorlesung am 15. November in der Goethe-Universität. Die Vorlesung findet im Rahmen der Kantorowicz Lecture statt.

„Against the Ontological Exceptional Position of ‚Our Species‘” (Wider die ontologische Ausnahmestellung ‚unserer Spezies‘) – so lautet der Titel von Eduardo Viveiros de Castros Vortrag, der am

Mittwoch, 15. November, um 18:15 Uhr im Casino, Raum 1.801 (Campus Westend)

stattfindet.

In seiner Kantorowicz-Lecture setzt sich Prof. Eduardo Viveiros de Castro mit einem zentralen Element der politischen Sprache der westlichen Linken auseinander: Der Vorstellung, dass dem Menschen im Verhältnis zur Tier- und Dingwelt eine herausgehobene Stellung zukommt. Diese Vorstellung ist so selbstverständlich, dass sie in der Regel unhinterfragt als Ausgangspunkt politischen Denkens und Handelns akzeptiert wird. Anschließend an seine Arbeiten zu den Wissenssystemen der Indigenen im Amazonas-Gebiet, in deren Sprache Menschen, Tiere und Dinge in ein anderes, gleichwertigeres Verhältnis gesetzt werden, wirft Viveiros de Castro die Frage auf, auf welche Begriffe ein politisches Denken kommen kann, das sich dieser westlich-europäischen Selbstverständlichkeit entledigt.

Eduardo Viveiros de Castro ist Professor für Anthropologie und Direktor des brasilianischen Nationalmuseums der Bundesuniversität in Rio de Janeiro.

Einmal pro Jahr findet die Kantorowicz Lecture in Political Language statt. Gewidmet ist sie Ernst Kantorowicz, der zu den herausragenden Forscherpersönlichkeiten der Frankfurter Universitätsgeschichte gehört. Er musste die Universität 1934 zwangsweise verlassen und wurde später am Institute for Advanced Study in Princeton zu einem der international einflussreichsten Geisteswissenschaftler, dessen Arbeiten bis heute zu den meistzitierten gehören. Die 2011 ins Leben gerufene Vortragsreihe konzentriert sich auf das Thema der „politischen Sprache“. Stets sprechen renommierte Gäste aus dem In- und Ausland, wie beispielsweise der Philosoph und Historiker Quentin Skinner (2011), der Komponist, Regisseur und Kunsttheoretiker Heiner Goebbels (2015) oder die amerikanische Soziologin Joan W. Scott. Veranstalter sind das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität und der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.

Die diesjährige Kantorowicz-Lecture 2017 steht im Zusammenhang mit dem Campus-Projekt „Tropical Underground. Revolutionen von Anthropologie und Kino“ (www.tropical-underground.de), in dessen Rahmen am 17. November um 19 Uhr im Weltkulturen Museum am Schaumainkai 37 auch die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers“ mit fotografischen Arbeiten von Eduardo Viveiros de Castro eröffnet wird.

Ebenfalls zum „Tropical Underground“-Projekt gehört die aktuelle Lecture & Film-Reihe, auch dieses Mal veranstaltet vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität, dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und dem Kino des Deutschen Filmmuseums. Die Reihe, bei der nach einem einleitenden Vortrag jeweils ein Film auf dem Programm steht, umfasst bis zum Sommersemester insgesamt 16 Termine. Der Fokus liegt auf Filmen der späten 1960er und 1970er Jahre, die für die brasilianische Gegenkultur dieser Zeit prägend waren.

Information: Dr. Steffen Bruendel, Forschungsdirektor und Geschäftsführer des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften, 069/798-32344 (Sekretariat), fzhg@em.uni-frankfurt.de ; www.fzhg.org; www.normativeorders.net/de/; Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Ko-Sprecher des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften, Kurator „Tropical Underground“, hediger@tfm.uni-frankfurt.de

 

Nov 1 2017
11:34

Öffentliche Vortragsreihe der Goethe-Uni im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration

FRANKFURT. Weltweit sind Menschen auf der Flucht. Folglich treffen immer mehr Sprachen, kulturelle und historische Hintergründe, Religionen und individuelle Lebensgeschichten aufeinander und bereichern sich, gleichzeitig entstehen für die Gesellschaft neuartige Herausforderungen – so auch in Deutschland. Die Vortragsreihe „Gesellschaft in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Flucht und Migration“ nimmt die gesellschaftspolitischen, psychologischen sowie bildungswissenschaftlichen Problematiken von Fluchtmigration und die damit verbundenen Anforderungen in den Blick. Veranstaltet wird die Reihe von den Fachbereichen Erziehungswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Psychologie sowie der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung an der Goethe-Universität und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert.

Den Auftakt der Reihe bildet der Vortrag „(Kinder-)Armut und Fluchtmigration. Herausforderungen für Schule und Gesellschaft“ des Armutsforschers Prof. Christoph Butterwegge

am 08. November (Mittwoch) um 18 Uhr
im Anbau Casino Saal West, Campus Westend.

Die Moderation übernehmen Prof. Holger Horz und Prof. Tim Engartner von der Goethe-Universität.

Auf Grund der Fluchtmigration der letzten Jahre dürfte sowohl die absolute als auch die relative Armut zunehmen. Es besteht die Gefahr einer dauerhaften ethnischen Unterschichtung der Gesellschaft, vor allem dann, wenn Geflüchtete sozial ausgegrenzt, in Wohnsilos am Rande der Städte gedrängt und diskriminiert werden. Um die Hauptgefahr der Ghettoisierung von Flüchtlingen und der Kriminalisierung von Migranten zu bannen, ist eine inklusive Sozial-, Bildungs-, Gesundheits-, Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik notwendig.

Christoph Butterwegge ist Politikwissenschaftler und Armutsforscher. Er war von 1998 bis 2016 Professor für Politikwissenschaft am Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln und ist Mitglied der Forschungsstelle für interkulturelle Studien. Zuletzt ist sein Buch „Armut“ (PapyRossa Verlag, Köln 2017) erschienen.

Aus pädagogischer und psychologischer Sicht werden viele langfristige Anforderungen auf uns zukommen: Welche sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen werden benötigt, damit Migranten nicht dauerhaft in Armut leben müssen? Wie gestalten sich die Bildungsbedingungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Deutschland langfristig? Mit welchen therapeutischen Handlungsweisen kann den besonderen psychischen Problemen und Belastungen geflüchteter Menschen angemessen begegnet werden? Antworten auf diese und weitere Fragen, versuchen international renommierte Wissenschaftler an insgesamt sechs Abenden zu geben.

Termine und Themen im Überblick:

15. November 2017

Why the economic, social and cultural benefits of immigration are much greater than commonly thought
Philippe Legrain, Senior Visiting Fellow am London School of Economics’ European Institute
Moderation: Prof. Rolf van Dick, Goethe-Universität

24. Januar 2018

Im Jahrhundert der Migration. Psychische Funktionstüchtigkeit als Schlüssel für gelingende Gesellschaften
Thomas Elbert, Professor für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz
Moderation: Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität

31. Januar 2018

Trauma in a cross-cultural perspective
Devon Hinton, Professor der Psychiatrie am Massachusetts General Hospital und am Department of Global Health and Social Medicine der Harvard Medical School
Moderation: Prof. Ulrich Stangier, Goethe-Universität

07. Februar 2018

Migration im Verlauf der Schulbiografie. Die Situation migrierter Kinder, Jugendlicher sowie junger Erwachsender im deutschen Bildungssystem und Möglichkeiten der Professionalisierung im Lehramt
Mona Massumi, Lehrerin und Mitarbeiterin im Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln
Moderation: Prof. Isabell Diehm, Goethe-Universität

14. Februar 2018

Let’s Talk about Difference. Enpowering First-generation College Students to Succeed
Nicole M. Stephens, Professorin für Management und Organisation an der Kellogg School of Management
Moderation: Prof. Tanja Brühl, Prof. Rolf van Dick, beide Goethe-Universität

Beginn jeweils um 18 Uhr. Für die Vorträge in englischer Sprache werden Zusammenfassungen in deutscher Sprache bereit gelegt.

Alle Veranstaltungen finden im Anbau Casino Saal West, Campus Westend, statt.

Programm im Internet: www.abl.uni-frankfurt.de/vortragsreihe

Informationen: Ute Kandetzki, Geschäftsführerin Goethe-Lehrerakademie, Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 22650, E-Mail: vortragsreihe@abl-uni-frankfurt.de

 

Okt 27 2017
15:45

Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein hat zwei herausragende Wissenschaftler mit dem Hessischen Kulturpreis 2017 geehrt

Hessischer Kulturpreis 2017 für Volker Mosbrugger und Matthias Lutz-Bachmann

Wiesbaden/Frankfurt. Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein hat zwei herausragende Wissenschaftler mit dem Hessischen Kulturpreis 2017 geehrt. Die Auszeichnung geht an den Naturwissenschaftler und Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger sowie den Philosophie-Professor und ehemaligen Vizepräsidenten der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt Professor Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann. Der mit 45.000 Euro höchstdotierte Kulturpreis der Bundesrepublik Deutschland wird in diesem Jahr zum 35. Mal von der Hessischen Landesregierung vergeben.

Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein: „Mit Professor Mosbrugger und Professor Lutz-Bachmann ehren wir zwei Wissenschaftler, die in den vergangenen Jahrzehnten auf ihren Gebieten exzellente Spitzenforschung betrieben haben. Durch ihre Arbeit in der Senckenberg Gesellschaft und an der Goethe-Universität haben sie ihr Wissen geteilt und der Öffentlichkeit nähergebracht. Als wissenschaftliche Botschafter tragen sie zum guten Ruf unseres Landes als Wissenschaftsstandort bei. Ich gratuliere herzlich zu der Auszeichnung.“

Volker Mosbrugger wurde 1953 in Konstanz geboren. Nach seinem Staatsexamen in Biologie und Chemie verfasste er seine Dissertation in Geologie und Paläontologie an der Universität Freiburg, wofür er 1983 seine Promotion erhielt. Mosbrugger habilitierte 1989 an der Universität Bonn und erhielt 1998 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die höchstdotierte deutsche Wissenschaftsauszeichnung. Seit 2009 ist der Fachmann für Biodiversität und Klimawandel Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

„Mit seinen herausragenden Forschungen zu ökologischen und klimatischen Veränderungen in der Erdgeschichte gibt Prof. Volker Mosbrugger auch Aufschluss darüber, wie sich Ökosysteme heute verändern. In Zeiten des Klimawandels sind diese nicht nur Fragen der Biodiversität, sondern betreffen auch die Zukunft unseres Planeten. Als Generaldirektor hat Prof. Mosbrugger die Einrichtung des ehrwürdigen Senckenberg-Instituts in Größe und Leistung nahezu vervierfacht. Das Naturmuseum ist Aushängeschild und – auch dank ihm – ein Besuchermagnet über die Grenzen Hessens hinaus. Mit der Idee des Senckenberg-Museums der Zukunft soll es bis 2019 noch einmal erweitert werden“, so Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein.

Matthias Lutz-Bachmann wurde 1952 in Frankfurt am Main geboren. Seine wissenschaftliche Ausbildung begann er mit dem Studium der Philosophie, Katholischen Theologie, Politikwissenschaften an den Hochschulen in Frankfurt, Münster und St. Georgen. 1981 folgte die Promotion in der Philosophie, 1984 in der Theologie und schließlich 1987 die Habilitation. Seit 1994 lehrt und forscht Lutz-Bachmann unter anderem zur Praktischen Philosophie mit dem Schwerpunkt Politische Philosophie und Ethik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, deren Vizepräsident er von 2009 bis 2015 war. Mit besonderer Zuständigkeit für Forschung und Geisteswissenschaften wurden während seiner Amtszeit zahlreiche wissenschaftliche Institute an der Hochschule gegründet und aufgebaut. Lutz-Bachmann ist Mitglied der Ethikkommission der Bundesregierung zum automatisierten Fahren.

„Das rasch zunehmende Wissen und die stetige Verschiebung der Grenzen des technologisch Machbaren stellen die Gesellschaft vor neue ethische Fragen. Die Suche nach allgemeingültigen Antworten auf diese Fragen bringt oft eine besondere Herausforderung mit sich. Prof. Matthias Lutz-Bachmann bietet der Gesellschaft mit seiner Arbeit Halt und moralische Leitlinien. Als Vizepräsident der Goethe-Universität hat er die akademische Forschung und das Renommee der Hochschule enorm gesteigert. Dafür gebührt ihm unser Dank“, so Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein abschließend.

Hintergrund:
Der Kulturpreis wurde in Anerkennung besonderer Leistungen in Wissenschaft, Kunst und Kulturvermittlung das erste Mal 1982 verliehen. Dazu gehören neben der Literatur auch bildende Künste, Musik, Film, Wissenschaft und Architektur. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einem Kuratorium ausgewählt. Im Kuratorium, dessen Vorsitz der Hessische Ministerpräsident innehat, sind neben dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst Boris Rhein, folgende Persönlichkeiten vertreten:

  • Jürgen Engel, Architekt, Frankfurt am Main
  • Michael Herrmann, Intendant Rheingau Musik-Festival
  • Bernd Leifeld, ehemaliger Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum VeranstaltungsGmbH
  • Michael Quast, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur
  • Hans Sarkowicz, Leiter Ressort hr2 Kultur und Bildung
  • Dr. Gerhard Stadelmaier, ehemaliger Redakteur und Theaterkritiker im Feuilleton der FAZ
  • Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main

 

Okt 27 2017
15:29

Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften und Deutsches Filmmuseum zeigen fünf Filme zum Terror der RAF

Geschichte sehen: Der Deutsche Herbst im Film

FRANKFURT. 2017 jährt sich der Deutsche Herbst zum 40. Mal. Aus diesem Anlass bieten das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität und das Deutsche Filminstitut/Filmmuseum eine Filmreihe zum Terror der RAF. Start ist am kommenden Mittwoch.

Die Zeit zwischen September und Oktober 1977, in der die Anschläge der Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ (RAF) ihren Höhepunkt erreichten, war von heftigen politischen und medialen Auseinandersetzungen begleitet. Nachdem der deutsche Film auf die Anfänge des RAF-Terrors zunächst kaum reagiert hatte, setzten sich in späteren Jahren etliche Filmschaffende mit den damaligen Geschehnissen und ihren Folgen auseinander.

Die gemeinsame Filmreihe des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und des Deutschen Filminstituts/Filmmuseums zeigt an fünf Abenden im November 2017 im Kinosaal des Deutschem Filmmuseums ausgewählte deutsche Dokumentar- und Spielfilme von 1969 bis 2015. Die Reihe startet mit einem Empfang

am kommenden Mittwoch, 1. November 2017, um 19.00 Uhr, im Foyer des Filmmuseums.

Um 20 Uhr wird dann der deutsch-französische Film „Une Jeunesse Allemande“ (Eine deutsche Jugend) des französischen Regisseurs Jean-Gabriel Piérot im Kinosaal des Filmmuseums gezeigt.

Daran schließt um 20.30 Uhr eine Podiumsdiskussion an, in der der Deutsche Herbst aus der Perspektive der Wissenschaft und aus dem Blick von Zeitzeugen beleuchtet wird. Moderiert von Dr. Steffen Bruendel von der Goethe-Universität diskutieren: Professor Dr. Gisela Diewald-Kerkmann, Historikerin (Universität Bielefeld), Professor Dr. Klaus Günther, Rechtswissenschaftler (Goethe-Universität Frankfurt), Gabriele von Lutzau, damals Flugbegleiterin in der „Landshut“, Dieter J. Fox, damals GSG-9.

Weitere Termine im Überblick:

7.11.2017
BRANDSTIFTER
BRD 1969. Regie: Klaus Lemke
18-minütiger Vorfilm: IHRE ZEITUNGEN (BRD 1968 Regie: Harun Farocki)

14.11.2017
DEUTSCHLAND IM HERBST
BRD 1978. Regie: Rainer W. Fassbinder

21.11.2017
DIE DRITTE GENERATION
BRD 1978. Regie: Rainer W. Fassbinder
Einführung: Prof. Christopher Daase (Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt)

28.11.2017
BLACKBOX BRD
Deutschland 2001. Regie: Andres Veiel

Die Veranstaltungen beginnen jeweils mit einer Einführung um 18 Uhr im Filmmuseum (Kinosaal). Der Eintritt kostet jeweils 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Information und Anmeldung: http://deutsches-filminstitut.de/blog/klassiker-raritaeten-deutscher-herbst/ Um Anmeldung wird gebeten unter fzhg@em.uni-frankfurt.de, Telefon 069 798-32344.

 

Okt 27 2017
15:27

Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratie Thema am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Norbert Lammert eröffnet Bad Homburg Conference 2017

BAD HOMBURG. Die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratie sind Thema einer Konferenz am Forschungskolleg Humanwissenschaften am 8. und 9. November 2017. Eröffnet wird die „Bad Homburg Conference“ von Bundestagspräsidenten a.D. Prof. Norbert Lammert.

Die Bewertung digitaler politischer Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahren stark ins Negative verschoben. Galten soziale Netzwerke zur Zeit des „Arabischen Frühlings“ 2010 noch als technische Grundlage demokratischen Wandels, stehen sie durch den wachsenden Populismus mehr und mehr im Ruf, Orte der Verbreitung von „Fake News“ und Echokammern für Wut und Hass auf politische und intellektuelle Eliten zu sein. Die digitale Kommunikation scheint mitunter eine ernsthafte Gefahr für die demokratische Willensbildung darzustellen.

„Wie verändert die Digitalisierung die politische Kommunikation?“ – diese Frage steht im Zentrum der Bad Homburg Conference 2017,

am Mittwoch, 8. November, 18.30 Uhr und Donnerstag, 9. November, 10 bis 17 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe,

die von Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, und Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes eröffnet wird. Den Eröffnungsvortrag hält am Abend des 8. Novembers Bundestagspräsident a.D. Prof. Norbert Lammert.

Mit Impulsvorträgen führen am 9. November dann Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis vertiefend in das Thema ein. Die Medienwissenschaftlerin Prof. Sara Hoffmann (Bremen) und der Politikberater Julius van de Laar (Berlin) sprechen über den „direkten Draht zum Bürger“ und den neuen Charakter der politischen Kommunikation durch den Einsatz digitaler Medien. Die Juristin Prof. Indra Spiecker gen. Döhmann und der Politikwissenschaftler Dr. Thorsten Thiel (beide Goethe-Universität) gehen der Frage nach, ob mit der Nutzung digitaler Medien die Erosion demokratischer Kultur drohe.

Einen Blick in die Geschichte, in der geschürte Skandale und gestreute Gerüchte immer wieder eine Rolle gespielt haben, wirft der Historiker Prof. Frank Bösch (Potsdam), während die Mitbegründerin von AlgorithWatch Lorena Jaume-Palasí das Besondere heutiger „Fake News“ herausarbeitet. Der Medienwissenschaftler Prof. Jochen Venus (Siegen) und der Amerikanist Prof. Johannes Völz (Goethe-Uni) untersuchen das zwischen Kreativität und populistischer Vereinfachung oszillierende Potenzial von digitalen Medien. 

Wissenschaftlich geleitet wird die Konferenz vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, sowie seinen Frankfurter Kollegen Heinz Drügh, Professor für Literaturwissenschaft, und Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte. Die Berliner Journalistin Christine Watty moderiert die Veranstaltung.

Die Bad Homburg Conferences wurden von der Stadt Bad Homburg und dem Forschungskolleg Humanwissenschaften (eine gemeinsame Initiative der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg) ins Leben gerufen. Sie finden, zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren, einmal jährlich im Herbst am Bad Homburger Kolleg statt. Sie bieten der interessierten Öffentlichkeit ein Forum der Reflexion über wichtige politische und gesellschaftliche Fragen unserer Zeit. Ziel ist es, zu einem differenzierten Bild der jeweiligen Thematik zu gelangen und Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben.

Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos, allerdings ist eine Anmeldung bis 5. November 2017 erforderlich. Die Anmeldungsbestätigung ermöglicht den Eintritt am Veranstaltungstag.

Anmeldung per Email unter: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Bitte geben Sie an, für welchen Veranstaltungsteil Sie sich interessieren – den Vortrag von Prof. Lammert am 8. November, 18:30 Uhr, oder den Konferenztag am 9. November, 10 bis 17 Uhr.

Informationen: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977 0; Iris Helene Koban (Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften), i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Beate Sutterlüty (Wissenschaftskommunikation), b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Okt 25 2017
11:44

Neues Forschungsprojekt der Goethe-Universität Frankfurt zur Behandlung chronischer Depression

Kann man Wohlwollen lernen?

Depressive Störungen gehören zu den Hauptursachen gesundheitlicher Beeinträchtigungen und sind eine der häufigsten psychischen Störungen. Viele Betroffene leiden über Jahre hinweg an einer chronisch verlaufenden Depression: sie fühlen sich permanent niedergeschlagen oder antriebslos. Hinzu kommen Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Gefühle der Hoffnungs- oder Wertlosigkeit. Auch bei medikamentöser Therapie können die Symptome in einigen Fällen nicht ausreichend gelindert werden. Das Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt untersucht ab Februar 2018, ob Personen mit chronischer Depression von einem Meditationsprogramm mit anschließender Einzeltherapiephase profitieren.

„Nach wie vor gibt es wenige Studien, die sich damit beschäftigt haben, welche Therapie diesen Menschen helfen kann", sagt Prof. Dr. Ulrich Stangier, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität. „Wer dauerhaft unter Depression leidet, empfindet sehr oft ein intensives Gefühl der Ablehnung sich Selbst und anderen Menschen gegenüber, und fühlt sich zugleich abgelehnt von Anderen. Dies führt zu dem Eindruck, isoliert und von seiner Umwelt getrennt zu sein, was mitunter die depressive Symptomatik weiter aufrechterhalten kann. Eine positive Haltung aber kann man lernen“. Die aus dem Buddhismus stammende Metta-Meditation fördert die Verbindung zu sich selbst und zu anderen. Metta ist ein Begriff, der Freundlichkeit, aktives Interesse an Anderen, Liebe, Freundschaft, oder Sympathie umschreibt. Eine solche Form der wohlwollenden Haltung kann über Meditationstechniken eingeübt werden.

Um diesen Ansatz für Personen mit chronischer Depression zu nutzen, hat die Arbeitsgruppe von Prof. Stangier in Kooperation mit Prof. Dr. Stefan Hofmann (Center for Anxiety Disorders der Boston University) ein spezielles Behandlungsprogramm entwickelt, das die Meditationstechniken mit moderner Verhaltenstherapie kombiniert. Dieser Ansatz erzielte in Pilotstudien bereits vielversprechende Ergebnisse und soll nun in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekt einer gründlichen Prüfung unterzogen werden. „Wir gehen davon aus, dass sich Wohlwollen durch die Kombination von Metta-Meditation und Verhaltensaktivierung entwickeln lässt und die Betroffenen das Erlernte im Alltag umsetzen und so eigenständig die Depression überwinden können", erläutert Prof. Stangier.

So sollen im Rahmen des Behandlungsprogramms depressionstypische Mechanismen wie Grübeln und der „innere Kritiker“ überwunden werden. Die Behandlung umfasst dabei ein 8-wöchiges Gruppenmeditationsprogramm (10-12 Teilnehmer), welches durch eine 8-wöchige Einzeltherapiephase ergänzt wird. In der Einzeltherapie werden die in der Gruppe erlernten Fähigkeiten auf den Alltag übertragen und an der Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen gearbeitet.

Der geplante Therapiestart ist Februar 2018, dabei wird im Vorfeld in Vorgesprächen die Möglichkeit der Teilnahme abgeklärt. Zudem findet ein halbes Jahr nach Ende der Therapie eine ausführliche Nachuntersuchung statt. An der Studie teilnehmen können Betroffene zwischen 18 und 70 Jahren, die seit mindestens zwei Jahren beständig unter einer depressiven Symptomatik leiden und bei denen die chronische Depression im Vordergrund der Problematik steht. Die Bereitschaft zum täglichen Üben der Meditation (ca. 30 Min.) ist Voraussetzung für die Teilnahme. Für den Zeitraum der Therapie sollte parallel keine weitere psychotherapeutische Behandlung laufen. Die Finanzierung des Therapieprogramms wird über die Krankenkasse beantragt.

Informationen: Isabel Thinnes, M. Sc. Psych., Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe Universität Frankfurt.

Kontakt: per E-Mail an meditationsstudie@uni-frankfurt.de oder per Telefon: (069) 798 – 25356. Internet: http://bit.ly/MECBT

 

Okt 24 2017
14:26

Jobbörse auf dem Campus Riedberg am 8. und 9. November

Hier können junge Naturwissenschaftler den Arbeitsmarkt sondieren

FRANKFURT. In diesem Jahr veranstalten die Goethe-Universität, das JungChemikerForum und das Hochschulteam der Agentur für Arbeit Frankfurt zum 19. Mal die Jobbörse für Studierende und Absolventen naturwissenschaftlicher Fächer

am 8. und 9. November jeweils von 9:30 Uhr bis 16:30 Uhr im Biozentrum, Campus Riedberg, Max-von-Laue-Str. 9, 60439 Frankfurt.

Den drei Veranstaltern ist es gelungen, international renommierte Konzerne, insbesondere aus der Chemie- und Pharmabranche, als Teilnehmer zu gewinnen. An beiden Tagen wird Interessenten der Fächer Chemie, Pharmazie, Biologie, Physik, Geowissenschaften und Medizin, die aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen, wieder eine Plattform zum Austausch geboten.

Am 8. November können sich Studierende und Absolventen bei zahlreichen Workshops und dem Bewerbungsmappen-Check umfangreich informieren. Eine Anmeldung hierfür erfolgt ausschließlich über die Internetseite der Jobbörse. (www.jobboerse-ffm.de).

Am 9. November besteht die Möglichkeit, mit Firmen ins Gespräch zu kommen und bei Firmenpräsentationen potentielle Arbeitgeber näher kennenzulernen. Über 20 namhafte Firmen der Chemie-, Biotechnologie- und Pharmabranche aus ganz Deutschland sind vertreten.

Die teilnehmenden Unternehmen nutzen die Chance, sich in Kurzvorträgen in den Hörsälen und an den Ständen zu präsentieren und über Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren. Hierfür ist keine Anmeldung erforderlich. Zum Schluss besteht die Möglichkeit bei einem Bewerbungsgespräch "live" dabei zu sein.

Information und Anmeldung für Workshops und dem Bewerbungsmappen-Check: www.jobboerse-ffm.de.

Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

Okt 24 2017
12:24

Auf öffentlicher Veranstaltung werden aktuelle Publikationen besprochen

Forschungsstelle NS-Pädagogik stellt sich vor

FRANKFURT. Die „Forschungsstelle NS-Pädagogik“ an der Goethe-Universität wurde zur Förderung der Verbindung von Forschung und Lehre und zur zentralen Sammlung bisheriger Studien und Materialien zum Thema „Erziehungswissenschaft und Pädagogik in der NS-Zeit“ 2012 unter der Leitung von Prof. Micha Brumlik und Prof. Benjamin Ortmeyer gegründet. Auf einer öffentlichen Veranstaltung, die am kommenden Donnerstag auf dem Campus Westend stattfindet, steht die Arbeit der Forschungsstelle im Fokus; neuere Publikationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden vorgestellt und diskutiert.

Die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Zeynep Ece Kaya hat sich in ihrem Buch „Kolonialpädagogische Schriften in der NS-Zeit“ mit der Geschichte des deutschen Kolonialrassismus in der deutschen Erziehungswissenschaft beschäftigt. Das Buch wurde 2017 mit dem Werner-Pünder-Preis ausgezeichnet.

Ebenfalls vorgestellt wird der von Micha Brumlik und Benjamin Ortmeyer herausgegebene Band „Max Traeger – kein Vorbild“. In dem Buch wird die öffentliche Auseinandersetzung über den Zusammenhang zwischen dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) und der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) anhand des Namensgebers der GEW-Stiftung Max Traeger analysiert.

Die Veranstaltung wird unterstützt vom Fritz Bauer Institut, dem AStA der Goethe-Universität, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen sowie dem Verlag Beltz Juventa.

Öffentliche Veranstaltung zur Arbeit der „Forschungsstelle NS-Pädagogik“
26. Oktober 2017, 18.15 Uhr, Casino Raum 1.811, Campus Westend.

Kontakt: Prof. Benjamin Ortmeyer, Forschungsstelle NS-Pädagogik, Goethe-Universität Frankfurt. Tel. (069) 798-22091; BOrtmeyer@t-online.de

 

Okt 24 2017
10:22

Kultusminister Lorz: „Wir wollen unsere Lehrkräfte und Schulen noch besser unterstützen und vorbereiten“

Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen startet an der Goethe-Universität Frankfurt

FRANKFURT. In Zeiten, in denen Schulen mit immer komplexeren Anforderungen und Aufgaben konfrontiert werden, kommt der Schulpsychologie mit ihren Angeboten zur Beratung, Prävention und Intervention eine besondere Rolle zu. Aus diesem Grund haben heute Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und die Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Birgitta Wolff, im Rahmen eines Treffens der hessischen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen den Startschuss für das in den Räumen der Universität untergebrachte neue Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen (KSH) gegeben. „Das Kompetenzzentrum Schulpsychologie verbindet wissenschaftliche Expertise mit den Bedürfnissen unserer Schülerschaft und leistet so einen besonderen Beitrag. Mit der strukturellen und fachlichen Anbindung an die Abteilung für Pädagogische Psychologie der Goethe-Universität können wir unsere Lehrkräfte und Schulen somit noch besser unterstützen und vorbereiten“, sagte Kultusminister Lorz.

Im Mittelpunkt der Arbeit des KSH steht dabei die Weiterentwicklung der schulpsychologischen Beratung bis hin zu Präventions- und Interventionsmaßnahmen für die verschiedenen Schulformen in Hessen. Daneben kümmert sich das KSH um die Qualifizierung der Psychologinnen und Psychologen und evaluiert bei Bedarf laufende Präventions- und Interventionsprogramme. Schließlich wird auch der schulpsychologische Schwerpunkt zum Thema „Migration und Beratung von Geflüchteten“ vom KSH aus koordiniert, um Schulen zukünftig noch besser bei der Integration der Geflüchteten beraten zu können.

Damit dies gelingt, arbeiten im Kompetenzzentrum Schulpsychologie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hand in Hand mit Psychologinnen und Psychologen der Staatlichen Schulämter an gemeinsamen Forschungsthemen und aktuellen schulpsychologischen Herausforderungen. „Die innovative personelle Zusammensetzung des Zentrums bietet sehr gute Bedingungen für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Davon können beide Seiten profitieren. Die unterschiedlichen Perspektiven, die in das Zentrum eingebracht werden, fördern den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die schulpsychologische Praxis. Sie begünstigen zugleich das Aufgreifen aktueller schulpsychologischer Fragestellungen durch die Forschung“, hebt Universitätspräsidentin Birgitta Wolff hervor.

Weitere Informationen zum Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen finden Sie unter dem Link: www.kompetenzzentrum-schulpsychologie-hessen.de

 

Okt 23 2017
16:25

Neue Mikroskopie-Technik macht Dimerisation von Membranrezeptoren in Zellen sichtbar

Türsteher der Immunzellen arbeiten im Team

FRANKFURT. Jede Zelle hat an ihrer Oberfläche Rezeptoren, die ähnlich wie Türsteher auf Signale von außen reagieren. So können die Zellen des angeborenen Immunsystems mit ihren „Toll Like Rezeptoren“ (TLR) zwischen Freund und Feind unterscheiden. Dabei arbeiten oft zwei Türsteher zusammen, wie Forscher der Goethe-Universität zusammen mit britischen Kollegen mithilfe einer neuen superauflösenden optischen Mikroskopie-Technik herausgefunden haben.

Als die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard in den 1990er Jahren bei der Fruchtfliege (Drosophila melanogaster) Rezeptoren entdeckte, die Signale von der Zelloberfläche in eine Immunantwort umwandeln, war sie begeistert. Sie gab den Rezeptoren den Spitznamen „toll“, der sich inzwischen in der Literatur etabliert hat. Seitdem sind ähnliche Rezeptoren (engl. „Toll Like Receptors“) auch bei Tieren und Menschen entdeckt worden. Sie erkennen Bakterien, Viren und Pilze und stellen damit sicher, dass unser Körper angemessen auf Infektionen reagiert. Deregulierte TLRs können dagegen zu chronischen Entzündungen und Krebs führen.

Bisherige Experimente deuteten darauf hin, dass TLRs durch ein chemisches Signal aktiviert werden, so dass sich je zwei Proteine zu Dimeren zusammenlagern. Diese sogenannte „Dimerisation“ scheint eine entscheidende Rolle im Schicksal einer Zelle zu spielen: Sie kann darüber entscheiden, ob die Zelle überlebt, stirbt oder sich im Körper fortbewegt. Weil die Dimerisation auf einer molekularen Ebene stattfindet, die mit konventionellen Mikroskopie-Verfahren nicht zugänglich ist, waren Forscher bisher auf indirekte Messverfahren angewiesen. Allerdings waren diese anfällig für Experimentierfehler und führten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das hat sich nun dank der neuen superauflösenden optischen Mikroskopie-Technik geändert.

In der kommenden Ausgabe von „Science Signaling“ beschreiben die Arbeitsgruppen von Prof. Mike Heilemann von der Goethe-Universität und von Dr. Darius Widera und Dr. Graeme Cottrell von der englischen University of Reading, wie sie die Organisation des Rezeptors TLR4 auf der Zelloberfläche in molekularer Auflösung untersucht haben. Sie benutzten zunächst  ein superauflösendes Mikroskop, das ungefähr 100-mal besser auflöst als ein gewöhnliches Fluoreszenzmikroskop. Da dies immer noch nicht ausreichte, um einzelne Rezeptor-Moleküle in einem winzigen Protein-Dimer sichtbar zu machen, entwickelten die Forscher eine verfeinerte Analyse des optischen Signals. Auf diese Weise konnten sie weiter in die superauflösenden Bilder hinein zoomen und untersuchen, unter welchen Bedingungen TLR4 ein Monomer oder ein Dimer formt. Ebenso konnten die Forscher feststellen, welche chemischen Signale von unterschiedlichen Pathogenen die Muster der Rezeptoren modulieren.

Durch ihren Ansatz hoffen die Forscher künftig besser zu verstehen, wie die Dimerisation von TLRs sich auf die Entscheidung zwischen Tod und Leben einer Zelle auswirkt. Weiterhin könnte genauer bestimmt werden, wie auf TLRs abzielende Wirkstoffe das Verhalten von Krebszellen beeinflussen. „Es ist auch denkbar, dass wir mit diesem Ansatz grundlegende biologische Prozesse, die das Immunsystem in Gesundheit und Krankheit regulieren, künftig besser verstehen. Gleichzeitig ist dieser mikroskopische Ansatz auch auf andere Membranproteine und viele ähnliche Fragen anwendbar”, erklärt Prof. Mike Heilemann vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Goethe-Universität.

Publikation: Carmen L. Krüger, Marie-Theres Zeuner, Graeme S. Cottrell, Darius Widera, Mike Heilemann: Quantitative single-molecule imaging of TLR4 reveals ligand-specific receptor dimerization, Science Signaling, doi: 10.1126/scisignal.aan1308.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.muk.uni-frankfurt.de/68944753

Bildtext: TLR4-Rezeptoren auf der Zelloberfläche von Hirntumorzellen sind im Lichtmikroskop (links) als cyan gefärbte Punkte zu sehen. Mit hochaufgelöster Mikroskopie (Mitte) sieht man schon einzelne TLR4-Cluster. Die neue superauflösende Mikroskoptechnik erlaubt es, zwischen Monomeren und Dimeren zu unterscheiden. Das rechte Bild zeigt die Kristallstruktur eines Dimers.

Bildrechte: Widera/Heilemann

Information: Prof. Dr. Mike Heilemann, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29736, Heilemann@chemie.uni-frankfurt.de.

 

Okt 23 2017
16:22

Archäologen der Goethe-Universität zurück von erfolgreicher Kampagne

Grabung im Nordirak: Sasanidischer Webstuhl entdeckt

FRANKFURT. Mit vielen neuen Erkenntnissen ist ein Team von Frankfurter Archäologen aus der irakisch-kurdischen Provinz Sulaimaniyah zurückgekehrt. Insbesondere der Fund eines Webstuhls aus dem 1. Jahrtausend nach Christus sorgte für Aufsehen.

Sechs Wochen war die Gruppe von Studierenden und Doktoranden der Vorderasiatischen Archäologie um Prof. Dirk Wicke vom Institut für Archäologische Wissenschaften an der Goethe-Universität im Nordirak. Es war bereits der zweite Grabungsaufenthalt der Frankfurter Archäologen an dem rund drei Hektar großen Fundplatz Gird-î Qalrakh in der Shahrizor-Ebene, wo sie vor allem Baureste aus der sasanidischen und neuassyrischen Zeit freigelegt haben. Die Region ist noch weitgehend unerforscht und kann erst seit dem Sturz Saddam Husseins allmählich archäologisch erschlossen werden.

Ziel der Ausgrabungen auf der Kuppe und am Hang des rund 26 Meter hohen Siedlungshügels war es, eine möglichst vollständige Sequenz zur Keramikabfolge in der Region zu erbringen. Eine solche Abfolge ist bislang ein Desiderat in der archäologischen Forschung zur Shahrizor-Ebene, einer Randebene Mesopotamiens mit Kontakten in die alten Kulturregionen sowohl des südlichen Irak als auch des Westiran. Denn mit ihrer Hilfe können andere archäologische Funde zeitlich eingeordnet werden. Die Grabungsstätte sei geradezu ideal für die Erstellung einer solchen Sequenz, sagt Archäologieprofessor Wicke: „Es handelt sich um einen eher kleinen Fundplatz, aber der Hügel ist verhältnismäßig hoch, und wir finden darin eine geschlossene Abfolge von Keramikscherben. Der Hügel war vermutlich vom frühen 3. Jahrtausend vor Christus bis in die islamische Zeit hinein lückenlos besiedelt.“

Nicht gerechnet hatten die Archäologen mit dem Fund eines sasanidischen Webstuhls (ca. 4.-6. Jh. n. Chr.), dessen verbrannte Reste und hier vor allem die Webgewichte aus Ton, an Ort und Stelle dokumentiert werden konnten. Neben den verkohlten Resten lagen zahlreiche Siegelungen, die möglicherweise von Stoffballen stammen, was auf eine größere Textilproduktion an dem Fundort hindeutet. Aus neuassyrischer Zeit (ca. 9.-7. Jh. v. Chr.) stammt hingegen eine massive, steinerne Hangterrassenmauer, die auf größere Baumaßnahmen der Zeit an dem Fundplatz schließen lassen. Möglicherweise wurde der alte Siedlungsplatz im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. erneut befestigt und neu genutzt.

Die Arbeiten des Projektes, das Prof. Wicke 2015 mit Unterstützung des lokalen Antikendienstes initiiert hat, wurden in diesem Jahr durch den an der Goethe-Uni angesiedelten Förderverein Enki e.V. sowie durch die Thyssen-Stiftung unterstützt und sollen im nächsten Jahr fortgesetzt werden.

Bilder zum Dowload finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.uni-frankfurt.de/68944552

Bildtexte:
Bild 1: Luftaufnahme des Fundplatzes von Süden. Zu erkennen sind die Grabungsareale auf der Kuppe und am südwestlichen Hang sowie die kleine Sondage am südöstlichen Hang. Foto: Philipp Serba        

Bild 2: Neuassyrisches Rollsiegel samt Abrollung, Höhe 3,9 cm. Die Darstellung zeigt zwei geflügelte Genien am heiligen Baum. Foto: Prof. Dr. Dirk Wicke

Bild 3: Ausgegrabene Raumecke mit Resten des Webstuhl zwischen Wand (oben) und einer Bank aus sechs Lehmziegeln. Gut zu erkennen sind die runden Webgewichte aus Ton sowie Platten aus Lehm, die eine Art Regal gebildet haben. Foto: Lanah Haddad

Informationen: Prof. Dr. Dirk Wicke, Institut für Archäologische Wissenschaften, Vorderasiatische Archäologie, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60629 Frankfurt am Main, Telefon +49 (0)69 798 32317, Sekretariat +49 (0)69 798 32313