„Scientist of the Year“-Preis 2021 der Goethe-Universität geht an die theoretische Physikerin Hannah Elfner
Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen den allerkleinsten Teilchen des Universums, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma. Für ihre herausragende Forschung zu Ereignissen kurz nach dem Urknall wird die Physikerin nun von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung als „Scientist of the Year“ 2021 ausgezeichnet.
FRANKFURT.
Maschinenbauingenieurin, Pilotin oder Physikerin? Dass sich Hannah Elfner nach
dem Abitur für das Physikstudium entschieden hat und sie dann bald zielsicher
das Quark-Gluon-Plasma erforschen wollte, ist ein Glücksfall für dieses
Forschungsgebiet. Denn bereits in ihrer preisgekrönten Dissertation wies die
Physikerin daraufhin, dass die Phasenabläufe im Quark-Gluon-Plasma weitaus
komplexer sind als damals angenommen. Für weitere Erkenntnisse über den extrem
kurzen Moment nach dem Urknall erhielt sie neben anderen Preisen 2016 den
renommierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchswissenschaftler.
Zu dieser Zeit erforscht sie schon seit vier Jahren in Frankfurt,
wie sich Schwerionenkollisionen, mit denen experimentelle Physiker Prozesse
nach dem Urknall simulieren und bei denen das Quark-Gluon-Plasma unter extremer
Dichte entsteht, mit mathematischen Modellen beschreiben lassen. Als eine der
jüngsten Physikprofessorinnen in Deutschland berufen, besetzt Elfner eine
Doppelstelle am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der
Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung.
Inzwischen lehrt und forscht sie auf einer unbefristeten Professur an der
Goethe-Universität, wo sie unter anderem in das Cluster-Projekt „Elements“
eingebunden ist. Seit wenigen Monaten koordiniert sie zudem Theorieabteilung am
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, wo sie zuvor mehrere Jahre lang
eine Nachwuchsforschungsgruppe leitete.
Ein Glücksfall ist Hannah Elfner aber auch für das Team ihrer
Nachwuchswissenschaftler. In der Laudatio zur „Scientist of the
Year“-Auszeichnung beschreiben ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter eindrücklich die individuelle Zuwendung, die die Physikprofessorin
jedem einzelnen ihrer Studierenden und Doktoranden zukommen lässt - was unter
anderem ein Grund dafür ist, dass Hannah Elfner nun als „Scientist of the Year“
ausgezeichnet wird. Universitätspräsident Enrico Schleiff sagt: „Frau Elfner
ist eine exzellente junge Wissenschaftlerin, die sich sehr für ihr Fach und ihr
Team einsetzt und mit ihrer Expertise ideal zu unseren Forschungsschwerpunkten
beiträgt. Dass dieses Engagement von der Kassel-Stiftung gewertschätzt und
unterstützt wird, freut mich natürlich ganz besonders.“ Den Preis „Scientist
oft the Year“ vergibt die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei Jahre an
Forschende, die sich ergänzend zur eigenen herausragenden wissenschaftlichen
Arbeit auch um die Nachwuchsförderung verdient machen; ein Teil des Preisgeldes
in Höhe von 25.000 Euro soll deshalb auch in die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses fließen. Die für Anfang Dezember geplante
feierliche Übergabe des Preises wurde pandemiebedingt nun auf das Frühjahr
verschoben.
Sehr viel Spaß mache ihr die Arbeit mit den Studierenden, betont
die Physikerin. Ein weiteres Motiv für ihr großes Engagement für den Nachwuchs:
Sie möchte Studierende für ihr Fachgebiet zwischen theoretischer
Grundlagenforschung und Experimentalphysik interessieren. In ihrer
Arbeitsgruppe werden realistische dynamische Beschreibungen für Kollisionen von
Atomkernen von Gold oder Blei unter Quasi-Lichtgeschwindigkeit entwickelt, die
mit Teilchenbeschleunigern wie am CERN ausgelöst werden. 2025 soll der Bau des
neuen internationalen Beschleunigerzentrums FAIR bei GSI in Darmstadt
abgeschlossen sein. Von den Experimenten, die dort stattfinden sollen, erwarten
Hannah Elfner und ihr Team genau auf ihre Fragestellungen passende Daten.
Von ihrem zweijährigen Aufenthalt an der US-amerikanischen
Duke-University hat die Physikerin das Wissen mitgebracht, wie sie die
mathematischen Berechnungen der Atomkernkollisionen in hoher Qualität
visualisieren kann: eben jenen extrem kurzen Moment, bei dem die Protonen und
Neutronen des Atomkerns zu kleineren Teilen, den Quarks, zerfallen und diese
getrennt von den Gluonen auftreten, mit denen sie sonst „zusammenkleben“. Die
faszinierenden Bewegungsbilder des Quark-Gluon-Plasmas dienen den Wissenschaftlern
auch als Kontrolle für ihre Berechnungen: Mathematische Fehler werden sofort
sichtbar. Die ästhetisch beeindruckenden Visualisierungen, die die extrem
kurzen Prozesse bei einer Temperatur von einer Billion Grad darstellen, können
aber auch Laien eine Ahnung vom „Big Bang“, dem Urknall, vermitteln.
Hannah Elfner hat die Bilder deshalb immer im Gepäck, wenn sie
außerhalb der Universität – bei Vorträgen in Volkshochschulen oder
Schülerprojekten beispielsweise – über ihr Forschungsgebiet berichtet. Bei
solchen bürgernahen Terminen sagt immer gern zu. Denn
Wissenschaftskommunikation ist ihr wichtig. Und außerdem, sagt sie, solle man
ruhig sehen, „dass auch Frauen Physikprofessoren sein können.“
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109806472
Bildtext: Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen
den allerkleinsten Teilchen des Universums (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Hannah Elfner (geb. Petersen)
Head of Department Hot and Dense QCD Matter
Coordinator of Theory Pillar
GSI, KBW, room 2.14
phone: +49 6159 71 3068
email: h.elfner@gsi.de
Professor for Theoretical Physics
Goethe University
GSC, room 3|29
phone: +49 69 798 47652
email:
elfner@itp.uni-frankfurt.de