Selbstverständnis und Haltung

Ganz grundsätzlich ist zu beachten, dass Studierende, die in einem Seminarraum zusammenkommen, unterschiedliche Erfahrungshintergründe und Lebensrealitäten mitbringen, von denen aus sie sich mit dem Lerninhalt auseinandersetzen. Dies verlangt den Dozierenden ab, sensibel auf unterschiedliche Lernstile und Bedürfnisse einzugehen, damit alle Studierenden gleichermaßen von ihrem Studium profitieren können.

Dabei zeigt sich immer wieder, dass es essenziell ist, wie Wissen vermittelt wird. Nicht nur die Auswahl der Inhalte, sondern auch die angebotenen Lehrmethoden sowie die Gestaltung der Unterlagen haben einen Einfluss auf den Lernerfolg der Studierenden. Eine gender- und diversitysensible didaktische Vorgehensweise in der Lehre, trägt zu einem fairen und respektvollen Miteinander als Voraussetzung für gutes Lehren & Lernen bei.

Der Implicit oder Unconscious Bias beschreibt unbewusste Vorurteile oder Voreingenommenheiten, die Menschen gegenüber anderen haben können, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Diese Vorurteile basieren auf persönlichen Erfahrungen, kulturellen Denkmustern, gesellschaftlichen Annahmen oder sozialen Stereotypen. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmungen, Entscheidungen und den Umgang mit unseren Mitmenschen, oft ohne dass die betreffende Person es beabsichtigt oder realisiert. Die unbewussten Vorurteile sind daher nicht notwendigerweise böswillig, dennoch können sie zu ungerechter oder ungleicher Behandlung führen, insbesondere in Bildungskontexten.

Um Vielfalt und Chancengerechtigkeit angemessen fördern zu können, ist es daher wichtig die eigenen Vorurteile kritisch zu reflektieren. Das kann zum Beispiel durch Selbstreflexion und kritische Selbstprüfung, Sensibilisierungs- und Weiterbildungstrainings, Offenheit für neue Erfahrungen, den Austausch mit und das Feedback von anderen (Lehrenden) sowie den aktiven Wunsch zur Veränderung des eigenen Verhaltens angestoßen werden. Der Abbau von unbewussten Vorurteilen ist ein Lernprozess, der Zeit und Engagement der Lehrenden erfordert. Es geht nicht darum, vollständig frei von Vorurteilen zu sein, sondern darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und kontinuierlich daran zu arbeiten, Vorurteile zu überwinden.

Die eigenen impliziten Denkmuster und Vorurteile zu erkennen ist der erste Schritt zur Umsetzung einer diversitätssensiblen Didaktik. Ein diversitätssensibler didaktischer Ansatz stellt die Vielfalt der Lernenden in den Mittelpunkt zielt darauf ab, Unterrichtsmethoden und -materialien so zu gestalten, dass sie die unterschiedlichen Hintergründe, Fähigkeiten und Bedürfnisse der Lernenden angemessen berücksichtigen. Es geht vor allem darum Impulse zu setzen, eine offene Fehlerkultur zu kultivieren und einen Raum für Entwicklung und Veränderung zu schaffen. Dabei werden auch immer wieder offene Fragen oder Probleme aufgeworfen und Spannungen erzeugt, die es auszuhalten und in einem stetigen Aushandlungsprozess zu beurteilen gilt.

Zu den Bausteinen einer diversitätssensiblen Didaktik gehören zum Beispiel:

  • Gender- und diversitätssensibler Sprache und Darstellungen im Unterricht sowie in den Lehrmaterialien
  • inklusive Diskussionskultur und sensibles Redeverhalten
  • Partizipation und Feedbackkultur
  • Methodenvielfalt und Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen
  • Lehrmaterialien ohne Stereotype

Diversitätssensible Didaktik ist aber vor allem eine Frage der eigenen Haltung. Ein faires und respektvolles Miteinander ist Voraussetzung für gutes Lehren & Lernen.