Kombinationstherapie mit Interferon in Zellkultur hoch wirksam
Kann die Bildung neuer Varianten des Corona-Virus bald eingedämmt werden? Ein Team von Goethe-Universität Frankfurt und University of Kent hat Kombinationen verschiedener antiviraler Medikamente mit Interferon gefunden, die das SARS-CoV-2-Virus in Zellkulturen hoch effizient bekämpfen – was zu dieser Hoffnung berechtigt.
FRANKFURT.
Das
internationale Team unter der Leitung von Prof. Jindrich Cinatl am Institut für
Medizinische Virologie (Goethe-Universität), Prof. Martin Michaelis und Prof.
Mark Wass (University of Kent) hat Kombinationen von vier antiviralen
Medikamenten mit Interferon-beta in ihrer Wirkung auf die Omikron- und
Delta-Variante getestet. Interferone wie Interferon-beta werden im Körper als
Schutz gegen Virusinfektionen produziert und können als antivirale Medikamente
eingesetzt werden.
Motiviert ist die Forschung dadurch, dass Menschen mit
Immundefekten nicht durch eine Impfung gegen SARS-CoV-2 geschützt werden
können, und die verfügbaren Therapien in Menschen mit geschwächtem Immunsystem
nur eingeschränkt wirksam sind. Zudem ist es wichtig, die Bildung resistenter
Virusvarianten durch möglichst effektive Therapien zu unterdrücken.
Derzeit gibt es für COVID-19 drei zugelassene Medikamente:
Remdesivir, Molnupiravir, und Nirmatrelvir (der Wirkstoff in Paxlovid). Aprotin
ist ein weiterer Wirkstoff, dessen Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 von der
Forschergruppe in Kent und Frankfurt entdeckt wurde und der sich unlängst auch
in klinischen Studien als wirksam gegen COVID-19 erwiesen hat. Die Kombination
von Betaferon mit Molnupiravir, Nirmatrelvir und Aprotinin erwies sich als
hochwirksam gegen die Omicron- und Delta- Variante von SARS-CoV-2.
Prof. Martin Michaelis erklärt: „Wir hoffen, dass unsere Befunde
helfen, die Therapie von immungeschwächten COVID-19-Patient:innen zu verbessern
und die Entstehung therapieresistenter Virusvarianten zu vermeiden.“ Denn
gerade im Körper von immungeschwächten Personen kommt es häufig zu
Langzeitinfektionen und dadurch zur Bildung neuer, potentiell Therapie-resistenter
Varianten.
Die Kombination von Betaferon mit Remdesivir war in der Zellkultur
als einzige weniger effektiv. Das erklärt, warum sie in klinischen Studien nur
geringfügig besser abschnitt als die alleinige Behandlung mit Remdesivir. Die
Kombination der anderen drei Medikamente mit Interferon halten die
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für einen vielversprechenden
Therapieansatz, der in der Klinik getestet werden sollte.
„Wenn die Kombinationstherapie sich auch in klinischen Studien
als wirksam erweist, haben wir weitaus effektivere Möglichkeiten, die
Entstehung neuer gefährlicher Varianten von COVID-19 zu verhindern“, sagt Prof.
Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität.
Publikation: Denisa
Bojkova, Tamara Rothenburger, Joshua D Kandler, Sandra Ciesek, Jindrich Cinatl
- Goethe-University Frankfurt; Richard Stack, Mark N Wass, Martin Michaelis -
University of Kent): Synergism of interferon-beta with antiviral drugs against
SARS-CoV-2 variant, in: Journal of Infection. https://doi.org/10.1016/j.jinf.2022.07.023
Weitere Informationen
Prof.
Jindrich Cinatl
Forschungsgruppenleiter
Institut für Medizinische Virologie
Goethe-Universität
+49 69 / 6301-6409
cinatl@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de