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Die Universität des 3. Lebensalters lädt zum digitalen Wintersemester ein/Übungskurse für Internetanfänger*innen
IWAK an der Goethe-Universität legt die zweite Ausgabe des Hessischen Lohnatlas vor, die für das Hessische Ministerium für Soziales und Integration erstellt wurde
Förderzusage macht die Erhaltung der wertvollen Sammlung im Besitz des Instituts für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität möglich
Physiker der Goethe-Universität leiten eine der technischen Erneuerungen von „ALICE“ zur Erforschung des Quark-Gluon-Plasmas
Das ALICE-Experiment am Teilchenbeschleuniger CERN in Genf soll neue Erkenntnisse über einen extrem heißen und dichten Materiezustand bringen, das Quark-Gluon-Plasma. Wenige Millionstel Sekunden nach dem Urknall lag die gesamte Materie des Universums in diesem Zustand vor, und Forscher wollen unter anderem mit dem ALICE-Experiment herausfinden, wie sich aus dieser „Ursuppe“ das Universum entwickelt hat. Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat dafür jetzt unter der Leitung von Physikern um Harald Appelshäuser von der Goethe-Universität Frankfurt das Herzstück des ALICE-Detektors auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
FRANKFURT. Im Moment ruhen am CERN die Beschleuniger, es ist die Zeit der „zweiten langen Betriebspause“. In dieser Zeit werden die Beschleuniger auf- und umgerüstet, damit künftig mehr Teilchen beschleunigt und die Zahl der Kollisionen erhöht werden können. Auch die Detektoren werden verbessert. Doch während bei den großen Allzweckdetektoren ATLAS und CMS der große Umbau erst in der nächsten, dritten langen Betriebspause ab 2025 ansteht, wird der Spezialdetektor ALICE schon jetzt erneuert in die bevorstehende Messkampagne gehen.
ALICE ist das besondere Projekt in den Forschungsabenteuern rund um den Large Hadron Collider (LHC) des CERN. Während die anderen drei Detektoren entschlüsseln, was in Kollisionen zwischen Wasserstoffkernen (Protonen) vor sich geht, befassen sich die Forscherinnen und Forscher des ALICE-Experiments mit Blei-Ionen, also Teilchen, die um ein Vielfaches schwerer sind. Jedes Jahr wird der LHC einen Monat lang mit Blei-Ionen betrieben, damit der ALICE-Detektor Daten sammeln kann. Die Forscherinnen und Forscher wollen einen besonderen Materie-Zustand untersuchen: das Quark-Gluon-Plasma. Es entsteht, wenn im ALICE-Experiment Blei-Atomkerne mit sehr großer Energie aufeinanderprallen und sich für einen kurzen Moment in ihre elementaren Bestandteile auflösen. In dieser heißen und dichten Materiesuppe können sich die Quarks und Gluonen, die sonst fest in den Protonen und Neutronen des Atomkerns gebunden sind, quasi frei bewegen. Was bei den Kollisionen passiert, kann Rückschlüsse darauf zulassen, wie sich aus dem Quark-Gluon-Plasma unser Universum, wie wir es heute kennen, gebildet hat
Nach der Betriebspause wird der erneuerte ALICE-Detektor zeigen, was er nun kann: Bisher lieferte der LHC-Beschleuniger 10.000 Kollisionen pro Sekunde. Bei 18.000 Teilchen pro Kollision macht das 180 Millionen Teilchen pro Sekunde, von denen der ALICE-Detektor aber nur einen Teil aufzeichnen konnte. Nach der Betriebspause werden die technologischen Hürden, die die Zahl der ausgelesenen Kollisionen bisher limitiert haben, ausgeräumt sein. Der LHC soll dann 50.000 Kollisionen pro Sekunde von Blei-Ionen liefern, wodurch 900 Millionen Teilchen pro Sekunde entstehen werden. „Wir wollen alle Kollisionen komplett aufnehmen, und zwar kontinuierlich – also praktisch einen Film drehen, statt einzelne Bilder zu schießen“, erklärt Harald Appelshäuser, Professor am Institut für Kernphysik an der Goethe-Universität Frankfurt und Projektleiter des Teildetektors, der nach dem Umbau für den großen Unterschied sorgen wird.
Dafür wurde einer der zentralen Detektoren des 26 Meter langen und 16 Meter hohen ALICE-Detektorkomplexes, die Spurendriftkammer (Time Projection Chamber, TPC), ganz am Anfang der Betriebspause ausgebaut und vorsichtig aus der unterirdischen Detektorkaverne in einen Reinraum an der Oberfläche gebracht. Nach und nach wurden dort die über Jahre auf der ganzen Welt hergestellten Bauteile sorgfältig eingebaut. Jetzt wurde die technisch aufgerüstete TPC wieder an ihre Heimat im Herzen von ALICE zurückgebracht.
Der Clou sind die neuen Auslesekammern, die nicht mehr aus vielen feinen Drähten bestehen, sondern im Prinzip aus rund fünf Milliarden winzigen Löchern. In diesen Löchern werden die Signale der geladenen Teilchen verstärkt, so dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau die Spur jedes Teilchens ausrechnen können. Diese Kammern nennen sich „GEMs“ – Gas Electron Multiplier – und sind eine CERN-Erfindung, die auch schon ihren Weg in medizinische Anwendungen gefunden hat. 500.000 Kanäle sorgen dafür, dass dem ALICE-Experiment nichts entgeht. Jede Sekunde entstehen später bei den Kollisionen Daten von 3,4 Terabyte.
Dafür mussten auch neue Verfahren entwickelt werden, mit denen diese Flut an Daten prozessiert werden kann. Mit dem Experten für Hochleistungsrechner Prof. Volker Lindenstruth und seinen Kollegen sind auch hier Wissenschaftler der Goethe-Universität federführend beteiligt. „Wir haben da jetzt das Feinste vom Feinsten und freuen uns auf die ersten Kollisionen“, so Appelshäuser.
Die neuen GEM-Auslesekammern wurden in Deutschland – an der Goethe-Universität Frankfurt sowie an den Universitäten Heidelberg und Bonn sowie der Technischen Universität München und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung – durch Tests und Weiterentwicklungen für das ALICE-Experiment maßgeschneidert und später in verschiedenen Ländern zusammengebaut, darunter neben Deutschland auch Ungarn, Finnland, Rumänien und die USA. „Die Logistik war ganz schön kompliziert“, erzählt der Projektverantwortliche Appelshäuser. „Die TPC wurde im Jahr 2019 in den Reinraum gebracht, dort haben wir dann die älteren Kammern aus- und die neuen Kammern eingebaut und getestet. Zum Glück waren wir gerade fertig, bevor die Pandemie begann.“
ALICE bekommt während der Betriebspause auch eine neue innere Spurkammer, die noch dichter am Kollisionspunkt sitzt und im Gegensatz zu ihrem Vorgänger die Präzision noch weiter erhöht. Und präzise müssen die Detektoren sein, denn nur durch die genaue Bestimmung der Teilchenpfade und -energien lassen sich Rückschlüsse ziehen auf die ersten Bruchteile von Sekunden des Universums.
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/92047073
Bildtext: Arbeiten am ALICE-Detektor unter Corona-Bedingungen. Von links: Robert Münzer (Goethe-Universität Frankfurt, GU), Chilo Garabatos (GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung), Lars Bratrud (GU), Yiota Chatzidaki (Universität Heidelberg), Christian Lippmann (GSI).
Foto: Robert Münzer Weitere Bilder zum Download bei CERN: https://cds.cern.ch/record/2727174#
Weitere Informationen: Prof. Dr. Harald Appelshäuser Institut für Kernphysik Goethe-Universität Tel: +49 (0) 69 798-47034 oder 47023 appels@ikf.uni-frankfurt.de
Frankfurter Kinder-Uni: Sämtliche Videoaufzeichnungen seit 2004 sind ab sofort online nach Themen und Schlagworten recherchierbar
FRANKFURT. Die 18. Frankfurter Kinder-Uni, die ursprünglich für diese Woche geplant war, wird coronabedingt erst im nächsten Jahr stattfinden. Kinder-Uni-Fans jeden Alters müssen dennoch nicht ohne kindgerechten wissenschaftlichen Input auskommen: Das Videoangebot der Frankfurter Kinder-Uni ermöglicht ab sofort die Recherche nach Themen und Schlagworten.
Erstmals seit ihrem Start im Jahr 2003 findet die Kinder-Uni nicht statt: Hunderte von Kindern im großen Hörsaal, die temperamentvoll Anteil an den Vorlesungen nehmen und mit den Referentinnen und Referenten interagieren – das verträgt sich nicht mit den Bedingungen der Pandemie. Die mit den Professorinnen und Professoren bereits vereinbarten Vorlesungen werden – wie bereits mitgeteilt – um ein Jahr verschoben auf den turnusgemäß nächsten Termin in der Woche vom 27. September bis 1. Oktober 2021. Dabei wird es voraussichtlich ums Klima gehen, um Tierrechte, Märchen und amerikanische Geschichte, soviel sei bereits verraten.
Damit die Wartezeit auf die nächste Kinder-Uni nicht zu lang wird, hat das Kinder-Uni-Team das Videoangebot auf der Website der Goethe-Universität verbessert: Nun sind die Vorlesungen nach Themengruppen geordnet aufgeführt und können auch über eine Schlagwortsuche durchforstet werden. Auf diese Weise können sämtliche Vorlesungsmitschnitte seit dem Jahr 2004, in dem die Aufzeichnungen begonnen wurden, in den Klassenzimmern oder zu Hause angeschaut werden und – für die Vorlesungen ab 2008 – auch die Quizze gelöst werden. Insgesamt stehen 76 Videos zur Verfügung. Die Verbesserung des Videoangebots wurde vom Förderer der Kinder-Uni, der Dr. Marschner Stiftung, finanziell unterstützt.
Hier einige Themenbeispiele: Wie wird man Kaiser von China? Welche Spuren führen zum Täter? Aßen Römer auch schon Döner? Sprechen lernen - das ist doch kinderleicht! Bulle und Bär - an der Börse geht´s tierisch ab! Wieso mag mein Computer Chips? Wie erziehe ich meine Eltern? Macht Sport schlau? Wie baut man ein Atom? Wieviel Geometrie steckt im Fußball? Wieso sieht unser Gehirn mehr als unsere Augen? Gibt es Kinder ohne Rechte? Wie aus kleinen Leuten große Leute werden… Savanne - Supermarkt und Apotheke? Hat Rumpelstilzchen einen fairen Strafprozess verdient? Mord im Bienenvolk! Wie Gladiatoren wirklich kämpften. Für jeden Geschmack und jedes Interesse dürfte etwas Passendes dabei sein.
Link zur Kinder-Uni-Seite der Goethe-Universität: https://www.kinderuni.uni-frankfurt.de; zum Videoangebot: https://www.kinderuni.uni-frankfurt.de/91850140/Videos_der_Kinder_Uni_Vorlesungen
Ein Bild zum Download finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.uni-frankfurt.de/9207731
Bildunterschrift: Wegen der Corona-Pandemie musste die diesjährige Frankfurter Kinder-Uni verschoben werden. Online stehen jedoch 76 Videomitschnitte aus den vergangenen Jahren zur Verfügung, die ab sofort nach Themengruppen oder Schlagworten durchsucht werden können.
Informationen: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Campus Westend, Telefon 069 789-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de, www.kinderuni.uni-frankfurt.de.
Innenminister Seehofer beruft Religionswissenschaftlerin Anja Middelbeck-Varwick von der Goethe-Universität
FRANKFURT. Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick ist Mitglied des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit (UEM), der am kommenden Mittwoch zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentrifft. Innenminister Horst Seehofer hat die 46-jährige Wissenschaftlerin in das neu gebildete Gremium berufen
Insgesamt zwölf Personen hat Horst Seehofer, Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, für den Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) berufen. Dessen Aufgabe wird es sein, aktuelle und sich wandelnde Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit zu analysieren und auf Schnittmengen mit antisemitischen Haltungen und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hin zu untersuchen, teilt das Bundesinnenministerium mit. Anlass für die Gründung seien rassistische und muslimfeindliche Vorfälle sowie terroristische Anschläge bzw. Anschlagsplanungen der jüngeren Zeit.
„Über die Berufung in den UEM freue ich mich sehr, denn dieser Kreis hat eine gewichtige Aufgabe. Die Zunahme von antimuslimischem Rassismus ist besorgniserregend. Ich hoffe, dass wir gemeinsam wirksame Handlungsempfehlungen erarbeiten können. Als Wissenschaftlerin, die sich mit dem Feld der christlich-muslimischen Beziehungen befasst, kann ich dazu beitragen, stereotype islamfeindliche Muster zu identifizieren und klassische Feindbilder zu entlarven. Denn Muslimfeindlichkeit beginnt in den Köpfen“, kommentiert Middelbeck-Varwick ihre Berufung.
Die UEM wurde auf der Grundlage bisheriger Ergebnisse und Erörterungen der Deutschen Islamkonferenz gegründet. Sie soll jedoch unabhängig von dieser arbeiten und berichten.
Informationen: Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick, Religionstheologie und Religionswissenschaft, Katholische Theologie FB 07, Campus Westend, Telefon +49 69 798 32933, E-Mail middelbeck@em.uni-frankfurt.de
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität veranstaltet virtuelle Konferenz für europäische Arbeitsmarktforscher
FRANKFURT. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – das hört man allenthalben. Doch was macht den Mittelstand stark? Und was hat er den Großkonzernen voraus? Dieses Forschungsfeld nimmt eine virtuelle Konferenz an der Goethe-Universität in den Blick, die von Donnerstag, 17. September, 14 Uhr bis Freitag, 18. September, 14 Uhr vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) veranstaltet wird.
Gerade während der Coronakrise stellt der Mittelstand seine Stärken unter Beweis. Die kleinen und mittelgroßen Betriebe, die auch in Hessen rund 90 Prozent aller Unternehmen ausmachen, sind meist deutlich besser gewappnet als die großen, wenn es darum geht, sich neuen Herausforderungen zu stellen. „Sie sind flexible Organisationen, die schnell auf Neues reagieren können, das gehört zu ihrem täglichen Programm“, stellt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK und Organisatorin der Konferenz fest. Ein wesentlicher Erfolgsgarant für kleine und mittelgroße Betriebe seien Besitzer- oder Geschäftsführerpersönlichkeiten. Sie „lebten“ oft für ihren Betrieb, seien regional gut eingebunden und immer auf der Suche nach guten Lösungen. Und sie blieben an Bord, auch und gerade, wenn es schwierig werde. Sie scheuten nicht davor zurück, ihren Beschäftigten etwas abzuverlangen, um die Krise zu überstehen. „Denn sie wissen, dass ihre Beschäftigten in guten Zeiten auch mehr als sonst üblich vom Betrieb profitieren. Das ist wie in einer großen Familie, ein Geben und Nehmen. Deshalb sind Betriebszugehörigkeiten von 20 oder 30 Jahren keine Seltenheit“, sagt Larsen.
Zu Recht werde der Mittelstand inzwischen vereinzelt von der jungen Generation entdeckt – geht man hier doch flexibel auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse ein. Doch nicht nur junge Berufseinsteiger interessieren sich dennoch meist mehr für die großen Unternehmen mit den klingenden Namen; auch die Arbeitsmarktforschung befasst sich immer noch viel zu wenig mit diesem Bereich des Arbeitsmarktes. Das sollte sich ändern, findet Christa Larsen: „Die Innovationspotenziale des Mittelstands zu erforschen, hilft nicht nur während der Krise. Die Politik muss wissen, wie sie diese Potenziale gezielt fördern kann.“ Dies ist auch das Anliegen des European Network on Regional Labour Market Monitoring, in welchem 400 Arbeitsmarktforscher aus mehr als 20 Ländern zusammengeschlossen sind, um entsprechende Hinweise bereitzustellen (http://regionallabourmarketmonitoring.net/). Das Netzwerk wird von der Goethe-Universität aus koordiniert, ebenso die jährliche Konferenz der Mitglieder, die nun zum 15. Mal stattfindet. „Es ist unbedingt notwendig, bei diesem Thema europäisch zu denken. Denn hier liegt die Zukunft der europäischen Wirtschaft“, sagt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident an der Goethe-Universität mit dem Zuständigkeitsbereich Third Mission, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.
Zwei Tage lang werden Arbeitsmarktforscher aus verschiedenen europäischen Regionen ihre Forschungsergebnisse vorstellen und diskutieren. Sie wollen herausfinden, welche Faktoren den Mittelstand so erfolgreich bei der Bewältigung der Krise machen. In Vorbereitung darauf haben 30 Forscherinnen und Forscher aus zehn Ländern einen Sammelband erstellt – ganz im europäischen Gedanken, so dass länderübergreifende Perspektiven diskutiert werden können. Der Band wird bei der Konferenz verfügbar sein. (https://www.buchhandel.de/buch/9783957102805) Vertreter der europäischen Kommission haben ein Vorwort dafür geschrieben und verfolgen die Konferenz, die auch Beiträge aus Hessen hat. „Viele bauen zurecht auf den Mittelstand“, sagt Dr. Jenny Kipper aus dem Frankfurter Organisationsteam. Dieser hat beste Voraussetzungen, um die Transformation zu einer nachhaltigen Arbeitsmarktpolitik zu schaffen, die die Europäische Kommission anstrebt.
Das Programm zur Veranstaltung findet sich unter: http://regionallabourmarketmonitoring.net/wp-content/uploads/2019/10/EN-RLMM_Conference-2020_2020-08-28.pdf
Die Veranstaltung kann am 17. September ab 14 Uhr und am 18. September ab 9:15 Uhr als Live-Stream verfolgt werden. Der Link findet sich unter: http://regionallabourmarketmonitoring.net/?page_id=3531
Zudem besteht am 17. September von 10 bis 12 Uhr unter 069 798-22152 die Möglichkeit, ein Interview mit Dr. Christa Larsen, der Geschäftsführerin des IWAK, zu führen, die auch die Koordinatorin des European Network on Regional Labour Market Monitoring ist. Gerne mit Voranmeldung unter: c.larsen@em.uni-frankfurt.de
FRANKFURT. Vom 14. September bis Frühjahr 2021 bleibt das Museum Giersch der Goethe-Universität aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Nach 20 Jahren erfolgreichen Museumsbetriebs und knapp 60 Ausstellungen steht eine Sanierung der technischen Anlagen des Hauses an. Die Gebäudeleittechnik (Alarm, Sicherheit und Brandschutz) sowie die Klimatechnik der neoklassizistischen Villa am Frankfurter Schaumainkai werden auf die neuesten Standards gebracht. Das Ausstellungshaus wird durch diese von der STIFTUNG GIERSCH getragenen Sanierungsmaßnahmen für den zukünftigen Ausstellungsbetrieb bestens vorbereitet sein.
„Der STIFTUNG GIERSCH liegen das Museum und seine Ausstellungsaktivitäten sehr am Herzen. Mit der Übernahme der Sanierungskosten möchte die STIFTUNG GIERSCH sicherstellen, dass das Museum seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann und technisch gut gerüstet ist für zukünftige interessante Sonderausstellungen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft – mit besonderem Fokus auf der Rhein-Main-Region“, stellt Senator E. h. Professor Carlo Giersch fest.
Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, in dessen Trägerschaft sich das Ausstellungshaus seit 2015 befindet, bedankt sich bei der STIFTUNG GIERSCH für diese erneut großzügige finanzielle Geste und freut sich ebenfalls über die Fortsetzung der Ausstellungstätigkeit: „Ich bin mir sicher, dass dank der Zusammenarbeit zwischen der STIFTUNG GIERSCH und der Goethe-Universität die Sanierungsmaßnahmen planmäßig im nächsten Jahr abgeschlossen werden können. So kann das Museum gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Lehre und den Sammlungen der Goethe-Universität weiterhin in die Stadtgesellschaft wirken.“ Geplant ist von Seiten der Universität auch die Umstellung des gesamten Gebäudes auf die energieeffiziente LED-Beleuchtungstechnik.
Im März 2021 wird das Museum mit einer Retrospektive zu dem in Frankfurt geborenen Ernst Weil (1919–1986) wiedereröffnet werden. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. In der Schließungsphase können die digitalen Angebote des Museums wie z. B. der 3D-Rundgang, die Bildergalerie und der Einführungsfilm zur letzten Sonderausstellung „Die Welt im BILDnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Frankfurt von der Renaissance bis zur Aufklärung“ auf der Website www.welt-im-bildnis.museum-giersch.de wahrgenommen werden. Weitere digitale Angebote z. B. zur Geschichte des Hauses sind geplant und werden über den Newsletter des Museums und die Social-Media-Kanäle verbreitet.
Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Ansprechpartnerin für die Presse: Christine Karmann
Tel.: 069 / 138210121 // E-Mail: presse@museum-giersch.de
Soziologen der Goethe-Universität untersuchten unterschiedliche Auswirkungen der Pandemie-Verordnungen auf Männer und Frauen
FRANKFURT. Frauen und Männer haben die Einschränkungen während der Corona-Pandemie unterschiedlich wahrgenommen. Während Mütter verstärkt unter Stress gerieten, weil die Kinderbetreuung wegfiel, sorgten sich Männer vor allem um die wirtschaftliche Lebensgrundlage. Dies kann das geschlechtsspezifische Lohngefälle in Deutschland auch nach Ende der Beschränkungen weiter vergrößern
Die individuellen Sorgen und Ängste während der coronabedingten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen haben die Soziologen Dr. Christian Czymara, Alexander Langenkamp und Dr. Tomás Cano von der Goethe-Universität in einer aktuellen Studie untersucht. Hierfür haben sie die Aussagen aus einer während der ersten vier Wochen der Coronabeschränkungen durchgeführten Onlineumfrage analysiert. Die Befragten sollten ihre persönlichen Sorgen und Erfahrungen mit eigenen Worten beschreiben. Mit Hilfe von quantitativen Textanalysen konnten so die Antworten von mehr als 1.100 Personen systematisch ausgewertet werden.
Dabei zeigte sich, dass sich die Menschen vor allem um soziale Kontakte sorgten, aber auch um Themen wie Kinderbetreuung und Familie. Im Erleben der allgemeinen Schließungen gibt es allerdings interessante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So sorgen sich Frauen vermehrt um das Thema Kinderbetreuung. Bei Männern dominieren hingegen vor allem wirtschaftliche Fragen, etwa in Bezug auf die Sicherheit des eigenen Berufs oder die gesamtgesellschaftlichen ökonomischen Konsequenzen von Corona. Themen des Alltags, etwa das Einkaufen von Lebensmittel, sind hingegen bei beiden Geschlechter gleichermaßen präsent.
Deutlich erkennbar ist das Muster der „traditionellen“ Arbeitsteilung, bei der Frauen sich vermehrt um Haushalt und Kindererziehung kümmern, während Männer eher bezahlter Vollzeitarbeit nachgehen. Die Corona-Pandemie trifft Frauen daher doppelt: Zum einen reduzieren Frauen ganz praktisch in höherem Maße die bezahlten Arbeitsstunden in ihrer Erwerbstätigkeit. Zum anderen kümmern sich Frauen häufiger um die Organisation der Kinderbetreuung. Sie verrichten damit Planungsarbeit, die oftmals unbemerkt für andere geschieht. Es ist wahrscheinlich, dass beide Prozesse Folgen für den Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern haben werden, die auch über das Ende der Beschränkungen hinaus wirksam sein werden. So könnte sich das im Durchschnitt ohnehin geringere Lohnniveau von Frauen in Deutschland trotz aller politischen Bemühungen weiter verfestigen oder sogar noch verstärken.
Publikation: Czymara, C.S., Langenkamp, A. & Cano, T., 2020. Cause for concerns: gender inequality in experiencing the COVID-19 lockdown in Germany. European Societies, pp.1-14. (https://doi.org/10.1080/14616696.2020.1808692)
Informationen: Dr. Christian Czymara, Alexander Langenkamp und Dr. Tomás Cano; Kontakt: Dr. Christian Czymara (christian@czymara.com)
Öffentliche (Online-)Konferenz mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Kultur am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Haben die USA und Europa noch eine gemeinsame Zukunft? Wie können die schwierigen transatlantischen Beziehungen wieder verbessert werden? Mit diesen Fragen befasst sich nur wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl die Bad Homburg Conference des Forschungskollegs Humanwissenschaften der Goethe-Universität – in diesem Jahr gleichzeitig als Online- und Präsenzveranstaltung.
Über Jahrzehnte verbanden intensive politische Beziehungen und gemeinsame Werte die USA und Europa und garantierten auch in geopolitischen unruhigen Zeiten Stabilität und Sicherheit. Doch das transatlantische Verhältnis ist in eine Krise geraten. Die Bad Homburg Conference 2020 thematisiert die Gegenwart und Zukunft dieses Verhältnisses aus kultureller, gesellschafts- und sicherheitspolitischer Perspektive. Ein Ziel ist dabei, nach den kulturellen und politischen Initiativen zu fragen, die eine Wiederbelebung der problematisch gewordenen Beziehungen ermöglichen.
Das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe laden die interessierte Öffentlichkeit zur Bad Homburg Conference 2020 ein am Freitag, 18. September, 18:00 bis 20:30 Uhr am Samstag, 19. September, 11:00 bis 18:00 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe.
Internationale Expertinnen und Experten werden das belastete Verhältnis zwischen den USA und Europa analysieren und mit der Öffentlichkeit diskutieren. Das erste Panel der Konferenz fragt, ob in der amerikanischen Popkultur Potenziale zu finden seien, die die fragilen Beziehungen auf subversive Weise stabilisieren und lebendig halten können. Zwar diente die Popkultur den USA als „soft power“, die den amerikanischen Gesellschaftsentwurf weltweit verbreitete. Gleichzeitig war sie aber immer auch ein Ort für kritische Stimmen, die die Missachtung amerikanischer und europäischer Werte anprangerten. Solche Kritik scheint umso bedeutsamer, als die USA – aber auch europäische Staaten – von einer starken politischen und gesellschaftlichen Polarisierung gezeichnet sind, die die Demokratie bedrohen. Den Ursachen und Konsequenzen dieser Entwicklung widmet sich das zweite Panel. Im dritten Panel schließlich diskutieren Expertinnen und Experten Fragen der transatlantischen Außen- und Sicherheitspolitik, die durch die politischen Kehrwenden der USA in den vergangenen Jahren stark belastet wurde.
Der Bad Homburger Oberbürgermeister Alexander W. Hetjes, der Vizepräsident der Goethe-Universität Prof. Dr. Rolf van Dick und der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Prof. Dr. Matthias Lutz-Bachmann werden die Konferenz am Freitagabend eröffnen. Den anschließenden Keynote-Vortrag hält der ehemalige Botschafter der Bundesrepublik in Washington Klaus Scharioth. Am zweiten Konferenztag werden Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Kultur in die Panels einführen und gemeinsam diskutieren. Auf dem Podium des Panels zur Rolle der amerikanischen Popkultur sitzen die amerikanische Kuratorin und Direktorin des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums Ellen M. Harrington (Frankfurt), der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger (Goethe-Universität), die Autorin und Journalistin Verena Lueken (Berlin/Frankfurt) und die Amerikanistin Ruth Mayer (Hannover). Die Gefährdung der Demokratien in den USA und Europa durch gesellschaftliche und politische Polarisierung wird der polnische Journalist und Aktivist Sławomir Sierakowski (Warschau/Berlin) mit der politischen Theoretikerin Paula Diehl (Kiel) und dem Politikwissenschaftler Claus Leggewie (Gießen) analysieren. Auf die Konsequenzen und Perspektiven der belasteten transatlantischen Außen- und Sicherheitspolitik werden der amerikanische Historiker Micheal C. Kimmage (Washington), die Expertin für Außenpolitik Constanze Stelzenmüller (Washington), der Politiker Omid Nouripour (Berlin) und die Politikwissenschaftlerin Lora Anne Viola (Berlin) eingehen. Der Eröffnungsvortrag findet auf Deutsch statt; die Podiumsdiskussionen am Samstag auf Englisch; deutschsprachige Beiträge sind aber möglich und willkommen.
Die Konferenz ist die vierte in der Reihe der jährlich stattfindenden Bad Homburg Conferences, die vom Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften – einer gemeinsamen Initiative der Goethe-Universität Frankfurt und der Werner Reimers Stiftung – geplant und von der Stadt Bad Homburg finanziert werden. Ziel sei es, so der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Alexander W. Hetjes, “brennende gesellschaftliche Fragen auf hohem Niveau mit der Öffentlichkeit zu diskutieren und Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben. Eben deshalb ist der Stadt Bad Homburg als Wissenschaftsstandort daran gelegen, die Forschung ebenso zu fördern wie den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern über deren Resultate.“
Wissenschaftlich geleitet wird die Konferenz vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, sowie seinen Frankfurter Kollegen Andreas Fahrmeir (Professor für Neuere Geschichte), Gunther Hellmann (Professor für Politikwissenschaft), Darrel Moellendorf (Professor für Internationale Politische Theorie und Philosophie), Johannes Völz (Heisenberg-Professor für Amerikanistik) und Simon Wendt (Professor für Amerikanistik).
Details zur Bad Homburg Conference 2020 finden Sie auf der Webpage des Forschungskollegs Humanwissenschaften unter www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Anmeldung: Aufgrund der Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie können leider nur wenige Personen vor Ort teilnehmen. Anmeldungen bitte bis 11. September unter Angabe der vollständigen Adresse und Telefonnummer an folgende E-Mail-Adresse: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Bitte teilen Sie unbedingt mit, , an welchen Veranstaltungen Sie teilnehmen möchten.
1. Eröffnungsveranstaltung am Freitag, 18.09.2020, 18 Uhr und / oder
2. Konferenztag am Samstag, 19.09.20
a) alle Podiumsdiskussionen (11:00 – 18:00 Uhr) oder
b) einzelne Diskussionen
Die Teilnahmebestätigungen werden bis 14.9. per E-Mail versandt, diese bitte ausgedruckt mitbringen. Absagen werden ebenfalls per E-Mail versandt. Zusätzlich wird die Konferenz live auf unserem YouTube-Kanal übertragen, eine Anmeldung hierfür ist nicht erforderlich. Die Videos werden im Anschluss an die Konferenz dauerhaft dort zu finden sein.
Alexander Schmidt-Catran und Christian Czymara analysieren die Einstellungen vor und nach den Ereignissen an der Gedächtniskirche
FRANKFURT. Wie hat sich der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin auf die Akzeptanz von Geflüchteten in der deutschen Gesellschaft ausgewirkt? Darüber gibt eine Studie zweier Soziologen an der Goethe-Universität Aufschluss.
Der starke Zustrom von Geflüchteten vom Spätsommer 2015 an hat die öffentlichen Debatten in Europa über einige Jahre dominiert. Als populärstem Aufnahmeland kam Deutschland eine besondere Rolle zu, die Diskussionen in Politik und Öffentlichkeit waren hierzulande besonders lebhaft. Befeuert wurde die Debatte immer wieder durch islamistische Terroranschläge, die sich bereits seit Januar 2015 (Charlie Hebdo) zu häufen begannen. Ein erster großer Anschlag auf deutschem Boden ereignete sich am 19. Dezember 2016 auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche: Ein aus Tunesien geflüchteter Mann fuhr mit einem Laster in die Besuchermenge und tötete zwölf Menschen, 55 weitere wurden verletzt.
Die Auswirkungen dieses Terroranschlags auf die Akzeptanz von Geflüchteten in der deutschen Öffentlichkeit haben die Soziologen Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran und Dr. Christian Czymara von der Goethe-Universität in einer neuen Studie analysiert. Dabei machten sie sich den Umstand zunutze, dass zufällig zur Zeit des Anschlages eine große Bevölkerungsumfrage, das European Social Survey, erhoben wurde. Prof. Schmidt-Catran und Dr. Czymara konnten Einstellungen von Personen, die vor dem Anschlag befragt wurden, mit den Einstellungen von Personen vergleichen, die nach dem Anschlag an der Befragung teilnahmen. Somit konnten sie Rückschlüsse auf die Auswirkungen von terroristischen Anschlägen ziehen.
Ihre Analysen deuten darauf hin, dass der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt die Akzeptanz von Geflüchteten innerhalb der deutschen Bevölkerung tatsächlich verringert hat. Diese Veränderung fand allerdings nicht unmittelbar statt, sondern entfaltete sich graduell über mehrere Wochen. Die Ausgangshypothese der Forscher, dass sich dieser Trend durch die mediale Berichterstattung im Nachgang des Anschlags erklären ließe, bestätigte sich jedoch nicht. Die Forscher haben die zu dieser Zeit auf Spiegel Online, Welt Online und Zeit Online publizierten Artikel analysiert und dabei erkannt: Im Vergleich zu den sich über Wochen ändernden Einstellungen der Öffentlichkeit reagierten die Onlinemedien sehr schnell auf den Anschlag; die Prominenz des Themas in diesen Medien ebbte aber auch schnell wieder ab.
Tiefergehende Analysen zeigen, dass sich die negativen Einstellungen zu Geflüchteten nicht auf die Einstellungen gegenüber Einwanderung generell übertragen haben, da diese auch nach dem Anschlag unverändert blieben. Dies spricht gegen die These, dass islamistische Anschläge zu einem generell migrationsfeindlichen Klima führen. Die öffentliche Meinung präsentiert sich somit nicht als pauschal, sondern durchaus als differenzierend.
Publikation: Schmidt-Catran, A.W. and Czymara, C.S. (2020): Did you read about Berlin? Terrorist attacks, online media reporting and support for refugees in Germany. Soziale Welt, 71, p. 201-232 (https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-201).
Informationen: Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran und Dr. Christian Czymara; Kontakt: Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran (schmidt-catran@soz.uni-koeln.de)
BMBF bewilligt Mittel für Maria Sibylla Merian Institute in Ghana
FRANKFURT. Ein neuer Knotenpunkt der deutschen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung in Afrika entsteht derzeit an der University of Ghana: das Maria Sibylla Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat nun die Mittel für die Hauptphase bewilligt. Das Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität und das Forschungsinstitut Point Sud in Bamako, Mali, wirken mit einem wichtigen Teilprojekt mit, für das weitere 1,8 Millionen Euro zugesagt wurden.
Das „Merian Institute for Advanced Studies in Africa“ (MIASA) soll künftig zu einem Zentrum der deutschen Afrikaforschung werden. Zu seinen Aufgaben gehört es, ein ambitioniertes intellektuelles Programm und eine Forschungsagenda zu entwickeln, die afrikanische Perspektiven in Wissenschaft und Politik stärken und damit zum Abbau globaler Wissensasymmetrien beitragen sollen. Ein thematischer Fokus liegt dabei auf nachhaltiger Regierungsführung. Aktuelle Themen wie Migration, Demokratisierung und ökologischer Umbau sollen interdisziplinärer bearbeitet werden. Exzellente Nachwuchsforscherinnen und -forscher, die sich für ein mehrmonatiges Stipendium am MIASA bewerben können, werden besonders gefördert. Im Jahr 2018 ging das Projekt an den Start, nun wurden die für die im September beginnende sechsjährige Hauptphase notwendigen Mittel in Höhe von 11 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bewilligt.
Standort des MIASA ist die University of Ghana in Accra. Auf deutscher Seite sind die Albert-Ludwigs-Universität mit dem Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und dem Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung (ABI) federführend bei Aufbau und Koordination des Instituts. Weitere Partner sind das Deutsche Historische Institut Paris als Mitglied der Max-Weber-Stiftung, das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg und das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Universität Frankfurt. Das Forschungszentrum Point Sud in Mali, das seit 2004 im Rahmen eines DFG-Programms von der Goethe-Universität finanziert wird, und sein stetig wachsendes Netzwerk von Partnern im anglo-, franko- und lusophonen Afrika spielen eine zentrale Rolle bei der Überwindung der Sprachbarrieren in Afrika. Für das ZIAF ist der Erfolg des Antrags von großer Tragweite: Das Frankfurter Zentrum wird zusammen mit Point Sud in Bamako und dessen Netzwerkpartnern in Afrika das Outreach- und Konferenzprogramm von MIASA organisieren. Das Netzwerk ist im Rahmen des DFG-Programms Point Sud entstanden und umfasst Partnerinstitutionen in Burkina Faso, Gabun, Mali, Mosambik, Niger, Senegal, Ghana und Südafrika. An den verschiedenen Standorten des Netzwerks sind internationale Konferenzen zu Themen wie regionale und kontinentale Integration, intra-regionale Migration oder Ressourcenmanagement und Klimawandel geplant. Außerdem wird es Schreibwerkstätten für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Tagungen geben, die sich dezidiert mit der Wissensproduktion in Afrika beschäftigen. So wird das Frankfurter Teilprojekt einen entscheidenden Beitrag zur Sichtbarkeit und Verankerung von MIASA auf dem Kontinent und darüber hinaus leisten. Der Frankfurter Ethnologe und Afrikaforscher Prof. Dr. Mamadou Diawara wird von 2024 an den Direktorenposten innehaben, Dr. Marko Scholze, wird die Koordination des Frankfurter Teilprojektes übernehmen.
ZIAF und das Point Sud Netzwerk bringen jedoch nicht nur ihre Kompetenz bei der Organisation von hochklassigen akademischen Veranstaltungen, sondern auch ihre wissenschaftliche Expertise in die Arbeit von MIASA mit ein. So sind zahlreiche Persönlichkeiten des ZIAF und des Netzwerks an der inhaltlichen Konzeption des Konferenzprogramms direkt beteiligt. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag für die Internationalisierungs-Strategie der Goethe-Universität.
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Bildunterschrift: Gruppenbild in Accra nach der Evaluierung des Projektes im Dezember. (Foto: Mohammed Amidu/University of Ghana)
Information: Dr. Marko Scholze, Koordinator Programm Point Sud und Frankfurter Teilprojekt für das Merian Institute for Advanced Studies (MIASA) in Ghana, Institut für Ethnologie, 60323 Frankfurt am Main, Tel.: +49(0)69 79833230, E-Mail: scholze@em.uni-frankfurt.de
Unternehmerische Vorbilder in Zeiten der Pandemie: IWAK an der Goethe-Universität startet das Format „Betrieb des Monats“
Archäologen aus Frankfurt und München belegen Ursprung im ersten Jahrtausend v. Chr.
Neue Professur am LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
Goethe-Universität und Hertie-Stiftung entwickeln „VirtualBrainLab“ für Unterricht und Homeschooling
FRANKFURT. Erstmals können Schülerinnen und Schüler neurobiologische Experimente rein digital im „VirtualBrainLab“ durchführen. Das „VirtualBrainLab“ haben Fachdidaktiker im Fachbereich Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt mit Unterstützung der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung entwickelt, die das Projekt mit 300.000 Euro förderte. (www.VirtualBrainLab.de).
In diesen Tagen steht „Neurobiologie“ auf dem Stundenplan der
Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase. Aufgrund fehlender Ressourcen
und mangelnder Zeit fand dies bisher größtenteils nur theoretisch statt. Mit
dem „VirtualBrainLab“ hat die Abteilung für Didaktik der
Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt mit Unterstützung der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung nun ein wichtiges Add-on für die Lehrpläne
entwickelt, das den Schülerinnen und Schülern einen spannenden Einblick in die
neurowissenschaftliche Forschung gibt. Gemeinsam oder im Homeschooling können
so momentan vier verschiedene neurowissenschaftliche Experimente aus den
Bereichen Elektrophysiologie und Mikroskopie durchgeführt werden, die auf
echten Daten basieren und in einem authentischen Forschungs-Setting
stattfinden: „Die Messoberflächen und Layouts der virtuellen Experimente sind
echten Experimenten nachempfunden – alles, was vorher nur im Labor möglich war,
haben wir versucht digital umzusetzen. Damit möchte die Hertie-Stiftung die
Digitalisierung von Lehrinhalten in den Schulen maßgeblich vorantreiben und
auch anderen Fachbereichen einen Weg aufzeigen, wie dies didaktisch
funktionieren kann“, erläutert Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin der
Hertie-Stiftung für den Bereich „Gehirn erforschen“.
Neuste Didaktik: Auf innovative Art für das Gehirn begeistern
Neben dem Voranbringen der Digitalisierung im deutschen
Bildungswesen soll das „VirtualBrainLab“ dazu beitragen, Talente für die
Neurowissenschaften zu gewinnen. Denn durch den resultierenden Mangel an
praktischen Laborversuchen haben in der Folge viele Lernende Schwierigkeiten,
die neurophysiologischen Konzepte zu verstehen. Viele entwickeln sogar eine
Abneigung gegen diese Fachrichtung. Daher stellen speziell für Schülerinnen und
Schüler konzipierte Neurosimulationen eine einzigartige Zugangsmöglichkeit dar,
die bisher nicht geboten werden konnte. Nachdenken, messen und analysieren – so
schlüpfen die Schüler in die Rolle des Forschers, wenn sie beispielsweise eine
elektrophysiologische Messung mit verschiedenen Rezeptoren an einer aktiven
Zelle durchführen.
"Um hochqualifizierten Nachwuchs schon bei der Entscheidung
für ein Studienfach zu gewinnen, muss dieses Wissen adäquat in den schulischen
Kontext transferiert werden. Die Neurowissenschaften sind darauf angewiesen,
die besten Köpfe für ihr Fach zu gewinnen. Die dafür notwendige praxisnahe
Vermittlung der modernen Neurowissenschaften und seiner Methoden gelingt im
Schülerlabor auf vorbildhafte Art und Weise“, betont Prof. Dr. Paul W. Dierkes,
Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität
Frankfurt. Gemeinsam mit seinem Team hat er das „VirtualBrainLab“ in den
vergangenen Monaten aus dem bereits bestehenden Projekt „Schülerlabor
Neurowissenschaften“ entwickelt.
„VirtualBrainLab“
Das „VirtualBrainLab“ baut auf dem erfolgreichen Konzept
des „Schülerlabors Neurowissenschaften“ auf. Die Inhalte und Experimente wurden
weiterentwickelt und für die Digitalisierung angepasst. Damit werden innovative
Anwendungen wie die Neurosimulation oder das virtuelle Mikroskop nachhaltiger
einer großen Zielgruppe zugänglich gemacht. Den Lehrkräften werden didaktische
Arbeitsmaterialien an die Hand gegeben, so dass diese das „VirtualBrainLab“
direkt im Unterricht einsetzen können. Auch eine schlechte Internetverbindung
stellt kein Hindernis dar, denn das Entwickler-Team hat darauf geachtet, dass
die Experimente auch mit kleinem Datenvolumen gut funktionieren.
Hintergrund: Schülerlabor für Neurowissenschaften
Im Jahr 2014 wurde das „Schülerlabor Neurowissenschaften“ als
Kooperationsprojekt zwischen der Goethe-Universität Frankfurt und der
Hertie-Stiftung ins Leben gerufen und in das bestehende Konzept der
Schülerlabors Goethe-BioLab im Fachbereich Biowissenschaften integriert.
Insgesamt wurde das „Schülerlabor Neurowissenschaften“ von 2015 bis 2018 von
2.262 Schülern an 157 Terminen besucht, wobei die Angebote für die
Sekundarstufe II mit 124 Terminen am höchsten frequentiert waren. „Naturgemäß
haben Schülerlabore einen begrenzten Wirkungsradius. Ein im Internet
verfügbares Labor mit Anwendungen zum virtuellen Experimentieren kann dieses
Problem lösen und den Wirkungsradius erweitern. Die Voraussetzungen zur
Entwicklung solcher virtuellen Experimente sind im Schülerlabor
Neurowissenschaften in Frankfurt durch die bereits entwickelten virtuellen
Angebote und der vorhandenen Expertise auf ideale Art und Weise gegeben“, so
Professor Dierkes.
Bild zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/91557326
Bildtext: Schülerinnen im digitalen Schülerlabor Neurowissenschaften
(Goethe-Universität Frankfurt/Didaktik der Biowissenschaften)
Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Frankfurt
Dr.
Sandra Formella-Zimmermann
Didaktik
der Biowissenschaften
Tel.:
+49 69 798 422 76
s.zimmermann@em.uni-frankfurt.de
Gemeinnützige
Hertie-Stiftung
Dr.
Claudia Becker
Kommunikation
Tel.
+49 69 660 756 – 157
BeckerC@ghst.de
Goethe-Universität
Frankfurt
Dr.
Markus Bernards
Abteilung
Presse und Kommunikation
Tel.
+49 69 798 12498
bernards@em.uni-frankfurt.de
Stefanie Dimmeler erhält höchste Auszeichnung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie
FRANKFURT. Die Frankfurter Herzforscherin und Direktorin des Instituts für Kardiovaskuläre Medizin im Zentrum Molekulare Medizin an der Goethe-Universität, Professorin Stefanie Dimmeler, wird mit der Goldmedaille der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie geehrt. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Forschungsarbeiten, die zum besseren Verständnis von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zur Entwicklung neuer Behandlungs-Ansätze beigetragen haben. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Die Goldmedaille gehört dem gesamten Team an Studenten und Mitarbeitern und Kollegen, die über viele Jahre gemeinsam an den Projekten gearbeitet haben“, bedankt sich Professorin Dimmeler. Die Goldmedaille wird jährlich an zwei oder drei herausragende Kardiologen oder Herzkreislaufforscher weltweit als höchste Auszeichnung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie vergeben.
Professorin Stefanie Dimmeler ist Sprecherin des durch das
Excellence Strategie Programm geförderten „Cardiopulmonary Institute“ und wird
ab Januar 2021 Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung
(DZHK). Ihre Arbeiten wurden bereits mehrfach durch hochkarätige Preise
ausgezeichnet. Forschungsschwerpunkt ist die Untersuchung von
Reparaturmöglichkeiten und Regeneration im Gefäßsystem und im Herzen. Neben der
grundlagenwissenschaftlichen Aufklärung von Prozessen steht insbesondere die
Entwicklung von therapeutischen Verfahren zur Behandlung von
Herz-Kreislauferkrankungen im Vordergrund. Zuletzt entdeckte sie, dass kleine
nicht-kodierende RNAs die Herzalterung und Herzfunktion regulieren. Ihre
wissenschaftliche Lebensaufgabe sieht sie in dem langfristigen Ziel, die
molekularen Mechanismen der Herz-Reparatur zu entschlüsseln, um die Heilung
nach Herzinfarkt und Herzmuskelschwäche zu beschleunigen oder deren Auftreten
zu vermeiden.
Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: www.uni-frankfurt.de/91589002
Bildtext: Prof.'in Dr. Stefanie Dimmeler, Goethe-Universität Frankfurt.
Foto: privat
Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Institut
für Kardiovaskuläre Regeneration
Prof.'in
Dr. Stefanie Dimmeler
über
Office Management
Tel:
+49 69 6301 6667
E-Mail:
herfurth@med.uni-frankfurt.de
Unternehmer Stefan Quandt stiftet neue Professur für Inklusionsforschung an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Goethe-Universität besetzt das Gebiet Inklusionsforschung mit einer ganz diesem Thema gewidmeten Spitzenprofessur. Der Fachbereich Erziehungswissenschaften konnte hierfür die international ausgewiesene Inklusionsexpertin Prof. Dr. Vera Moser von der Humboldt-Universität zu Berlin gewinnen. Gefördert wird die neugeschaffene „Kathrin und Stefan Quandt-Stiftungsprofessur für Inklusionsforschung“ durch den Bad Homburger Unternehmer Stefan Quandt.
Spätestens mit dem Beitritt Deutschlands zur UN-Behindertenrechtskonvention
im Jahr 2009 war klar: In Deutschlands Schulen muss sich einiges ändern, damit
mehr Kinder mit Behinderungen in Regelschulen unterrichtet werden können. Doch
schnell zeigte sich, dass die politischen Vorgaben nicht so einfach zu erfüllen
sind. Es fehlte vor allem bei der Ausbildung der Lehrkräfte für eine „Schule
der Vielfalt“ und an wissenschaftlicher Begleitung des Umbauprozesses.
Chancen- und Bildungsgerechtigkeit stehen im Fokus der Forschung
von Prof. Dr. Vera Moser und ihrem Team vom neuen Arbeitsbereich
Inklusionsforschung, der dem Institut für Sonderpädagogik am Fachbereich
Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität zugeordnet ist. Ausgehend von
ihrer sonderpädagogischen Grundbildung sucht Moser nach interdisziplinären
Zugängen für eine möglichst barrierefreie Bildung aller Kinder.
Moser, Jahrgang 1962, stammt aus der Düsseldorfer Region und hat
schon als Schülerin beschlossen, Sonderpädagogik zu studieren. Als Studentin an
der Goethe-Universität konnte sie sich mit ihrer Professorin Helga Deppe in
Italien ein Bild machen von der Abschaffung der Förderschulen. „Helga Deppe mit
ihrer soziologischen Betrachtung der Pädagogik hat mich sehr geprägt: Denn
nicht der individuelle gute Wille, sondern ein gesellschaftlicher sind für das
Gelingen von Integration und Inklusion entscheidend“, so Moser.
Zum Hauptstudium wechselte Moser nach Marburg, nach
Studienabschluss, Promotion und Referendariat kehrte sie als wissenschaftliche
Mitarbeiterin und Assistentin an die Goethe-Uni zurück. 2002 wurde sie hier mit
einer Arbeit über Sonderpädagogik als Disziplin habilitiert, einer kritischen
Reflexion des eigenen Faches. Der erste Ruf führte sie 2003 als Professorin für
Allgemeine Heil- und Sonderpädagogik an die Justus-Liebig-Universität in Gießen.
2010 trat sie eine Stelle als Professorin für Pädagogik bei Beeinträchtigungen
des Lernens und Allgemeine Rehabilitationspädagogik an der Humboldt-Universität
zu Berlin an. Zehn Jahre ist sie von Frankfurt nach Berlin gependelt, die
Familie blieb am Main.
In Berlin hat Moser ein eigenes Zentrum und ein Graduiertenkolleg
zum Thema Inklusion gegründet, war Mitglied im Landesbeirat für Inklusion. „Die
Voraussetzungen dort waren bestens“, sagt sie. Dennoch sei ihr die Entscheidung
für Frankfurt auch leichtgefallen – nicht nur der Familie wegen: „Die
Integrationsforschung, die von Helga Deppe und Helmut Reiser begründet wurde,
hat hier eine lange Tradition, es gibt viel Expertise. Eine eigene
ausschließlich der Inklusionsforschung gewidmete neue Professur ist schon etwas
Besonderes.“
Die Initiative hierfür geht auf die Unternehmerfamilie Quandt
zurück, die den Arbeitsbereich und die Professur großzügig fördert. Der
Unternehmer Stefan Quandt und seine Frau Kathrin hatten im eigenen Umfeld
beobachtet, dass nach dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention beim
Thema Inklusion politischer Anspruch und schulische Wirklichkeit stark
auseinandergehen: „Die Schulen als Lernorte, an denen Inklusion gelebt und
verwirklicht werden soll, waren auf diese Riesenaufgabe nicht vorbereitet“, so
Stefan Quandt. Die Lehrkräfte seien überfordert gewesen, Schulleitungen fühlten
sich von der Politik alleingelassen. „Absolut zentral auf dem Weg zur inklusiven
Schule ist die Qualifizierung von Lehrkräften für die inklusive Schulpraxis“,
sagt Quandt. Deshalb habe er sich entschieden, eine entsprechende Professur
über voraussichtlich zehn Jahre mit insgesamt 3 Mio. Euro zu
unterstützen.
Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz zeigt sich
erfreut über die Schaffung der neuen Stiftungsprofessur: „Inklusion ist nicht
nur ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag, der uns alle angeht, sondern vor
allem auch eine ständige Aufgabe für die Qualitätsentwicklung jeder einzelnen
Schule. Auch wenn diesbezüglich schon viel an unseren Schulen erreicht wurde,
bleibt noch einiges zu tun. Ich erhoffe mir deshalb wertvolle Impulse aus der
Forschung Professor Mosers.“ „Inklusion kann nur gelingen, wenn alle Lehrkräfte
das Rüstzeug für die Unterrichts- und Erziehungsarbeit im inklusiven
Bildungssystem haben“, sagt Uni-Präsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Dazu
werden wir als Goethe-Universität einen weiteren wichtigen Beitrag leisten,
indem wir – mit der Expertise von Frau Prof. Dr. Moser – die
Lehrkräfteausbildung an der Goethe-Universität für ein inklusives Schulsystem
auch konzeptionell verbessern. Am Arbeitsbereich Inklusionsforschung werden die
notwendigen Grundlagen hierfür erforscht.“
Im Fokus der Inklusionsforschung von Vera Moser steht die Chancen-
und Bildungsgerechtigkeit, wobei die Erziehungswissenschaftlerin Wert auf einen
interdisziplinären und multimethodischen Forschungszugang legt. Es soll um
Fragen der bildungspolitischen und administrativen Steuerung gehen, aber auch
um Fragen der Systementwicklung auf der Ebene von Schule und Unterricht. Dabei
hat Moser, die selbst aus der qualitativen, soziologisch ausgerichteten
Bildungsforschung kommt, keine Berührungsängste gegenüber der quantitativen,
empirischen Bildungsforschung – im Gegenteil: „Ich freue mich auf die
Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Bildungsforschung und
Bildungsinformation (DIPF).“ In der Lehre sei es ihr wichtig, dass die
Inklusionspädagogik in alle Lehramtsstudiengänge und die Fachdidaktiken
hineinwirke – nur so könne die Qualität der Lehrerbildung nachhaltig an die
Erfordernisse der Inklusion angepasst werden. Moser will auch Licht in die
bisherige Inklusionspraxis bringen. Derzeit arbeitet sie u.a. an einem
Forschungsantrag zur Rolle der Inklusionshelfer: Wer wird hierfür eingesetzt?
Welche Qualifikationen werden verlangt? Welches Selbstverständnis und welche
Auftraggeber haben diese Personen?
„Der neue
Arbeitsbereich von Frau Moser wird uns einen riesigen Schritt voranbringen“,
freut sich Prof. Dr. Isabelle Diehm, Dekanin des Fachbereichs
Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität. „Wir brauchen eine
wissenschaftlich fundierte Grundlage für die weitere pädagogische
Konzeptentwicklung. Frankfurt hat hier seit den 1980ern Forschungsexpertise
aufgebaut. Die neue Professur ist nun wie eine Krönung dieses Prozesses“, so
Diehm.
Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/91579361
Bildtext: Vera Moser hat die neu an der Goethe-Universität eingerichtete
Professur für Inklusionsforschung inne. (Foto: Lecher)
Informationen: Prof. Dr. Vera Moser, Professorin für Erziehungswissenschaften
mit dem Schwerpunkt Inklusionsforschung, Institut für Sonderpädagogik,
Fachbereich Erziehungswissenschaften, Campus Westend, E-Mail: v.moser@em.uni-frankfurt.de,
Tel.: +49 +69 798-36394
„Uni-Events“ als digitale Broschüre abrufbar – Vielfältige Angebote für Kinder und Jugendliche
Internationaler Forschungsverbund bestimmt drei Verlaufsformen der „akut dekompensierten Leberzirrhose“
FRANKFURT. Wenn
der Körper das allmähliche Versagen der Leber als Folge einer Leberzirrhose
nicht mehr ausgleichen kann, droht eine akute Dekompensation der Leberzirrhose.
In manchen Patienten entwickelt sich diese schnell weiter zu einem oft
tödlichen Akut-auf-chronischem Leberversagen, bei dem weitere Organe wie Niere oder
Gehirn versagen. Welche Patienten hier besonders
gefährdet sind, hat ein internationales Team von Forschenden unter Leitung von
Prof. Jonel Trebicka vom Universitätsklinikum Frankfurt in einer Studie
herausgefunden, die durch die Stiftung EF Clif gefördert wurde. Die
Wissenschaftler haben damit die Grundlage gelegt für die Entwicklung
präventiver Therapien zur Verhinderung eines Akut-auf-chronischen
Leberversagens. (Journal of Hepatology, DOI 10.1016/j.jhep.2020.06.013)
Unsere Leber hat viele Funktionen: Sie speichert Nährstoffe und
Vitamine, produziert Traubenzucker, Gerinnungsfaktoren und Hormone und baut
Giftstoffe, Medikamente und Alkohol ab. Durch chronisch starken Alkoholkonsum,
durch Viren oder andere Erkrankungen kann die Leber überlastet werden und
chronisch erkranken. Unbehandelt führt eine chronische Lebererkrankung im
Endstadium zu einer Leberzirrhose, bei der Lebergewebe in Bindegewebe
umgewandelt wird und die Leber ihre Aufgaben immer weniger erfüllen kann. Die
Folgen: Die Gerinnungsfähigkeit des Bluts wird eingeschränkt, giftige
Stoffwechselprodukte reichern sich an, die Leber wird nicht mehr richtig
durchblutet und der Blutdruck in der die Leber versorgenden Pfortader steigt.
Der Körper versucht, die Minderfunktionen der Leber auszugleichen.
So bilden sich zum Beispiel als Folge des erhöhten Pfortaderdrucks
Umgehungskreisläufe durch Venen von Speiseröhre, Magen und Darm, die sich zu
Krampfadern erweitern. Wenn mit fortschreitendem Krankheitsverlauf ein solcher
Ausgleich irgendwann nicht mehr möglich ist – Mediziner sprechen dann von einer
akuten Dekompensation der Leberzirrhose –, spitzt sich die Situation
lebensbedrohlich zu: Gewebsflüssigkeit (Aszites) sammelt sich in der Bauchhöhle,
es kommt zu bakteriellen Infektionen und zu inneren Blutungen etwa in der
Speiseröhre. Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen oder
Schläfrigkeit sind Anzeichen der Vergiftung des Gehirns (hepatische
Enzephalopathie), die bis zu einem Leberkoma führen kann.
Eine europaweite klinische Studie unter der Leitung von Prof.
Jonel Trebicka, die unter dem Dach der Europäischen Stiftung zur Untersuchung
chronischen Leberversagens durchgeführt wurde, hat erstmals drei klinische
Verlaufsvarianten von Patienten bestimmt, die mit einer akuten Dekompensation
der Leberzirrhose ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
1. Die
erste klinische Verlaufsvariante zeichnet sich durch hohe
Entzündungswerte im Blut aus, die Entzündungsreaktionen überall im Körper anzeigen.
Innerhalb von drei Monaten nach Einlieferung ins Krankenhaus versagen mehrere
Organe des Körpers: Die akute Dekompensation wird zu einem
„Akut-auf-chronischen Leberversagen“ (ACLF). Daher benannten die Mediziner
diese Variante als Pre-ACLF. Mehr als die Hälfte der Patienten versterben
daran, nach einem Jahr lebt nur noch ein Drittel von ihnen.
2. Die
Patienten der zweiten klinischen Verlaufsvariante entwickeln kein ACLF
und haben moderate Entzündungswerte, leiden aber unter einem deutlich erhöhten
Pfortader-Blutdruck. Rund 20 Prozent von ihnen sterben innerhalb der folgenden
drei Monate, weitere 15 Prozent innerhalb des Folgejahres. Diese Variante
nannten die Mediziner „instabile dekompensierte Leberzirrhose“.
3. Keine
schweren Entzündungswerte oder häufige Komplikationen zeigen Patienten der dritten
klinischen Verlaufsvariante. Sie entwickeln kein ACLF in den ersten drei
Monaten. Innerhalb eines Jahres verstirbt aber immer noch jeder zehnte von
ihnen. Diese Variante nannten die Mediziner „stabile dekompensierte
Leberzirrhose“.
Studienleiter Prof. Jonel Trebicka, Gastroenterologe und
Hepatologe an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt,
erläutert: „Wir arbeiten jetzt intensiv daran, insbesondere für Gruppe der
Pre-ACLF-Patienten neue diagnostische Möglichkeiten zu entwickeln, um diese
Gruppe noch vor Einlieferung ins Krankenhaus identifizieren und frühzeitig
Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Die Entwicklung präventiver Therapien für
die häufig tödlich verlaufende ACLF ist in diesem Zusammenhang eine unserer
wichtigsten Forschungsaufgaben.“
Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin sowie
Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt und
Ko-Autor der Studie, erläutert: „Leberkrankheiten sind einer der
Hauptschwerpunkte der Medizinischen Klinik I, und wir bieten zahlreiche
Spezialambulanzen für Patientinnen und Patienten mit akuten und chronischen
Lebererkrankungen an. So konnten wir einerseits Patienten für die Studie
beobachten. Auf der anderen Seite kommen die Forschungsergebnisse zur
Verbesserung von ACLF-Prävention und Therapien sehr rasch unseren und allen
Patientinnen und Patienten zugute.“
Die Forschungsergebnisse sind Teil der europaweiten Studie namens
PREDICT. Die Studie beobachtet den klinischen Verlauf akuter Dekompensationen
der Leberzirrhose, um frühe Anzeichen für die Entwicklung Akut-auf-chronische
Leberversagen (ACLF) zu finden. Die Studie wird von der Europäischen Stiftung
zur Untersuchung chronischen Leberversagens (European Foundation for the Study
of Chronic Liver Failure) gefördert. An PREDICT sind 136 Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler von 47 Zentren und Institutionen in 14 europäischen Ländern
beteiligt.
Publikation: Jonel
Trebicka, Javier Fernandez, Maria Papp, Paolo Caraceni, Wim Laleman, Carmine
Gambino, et al.: The PREDICT study uncovers three clinical courses of
acutely decompensated cirrhosis that have distinct pathophysiology. Journal
of Hepatology, https://doi.org/10.1016/j.jhep.2020.06.013
Weitere Informationen:
Universitätsklinikum
Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt
Medizinische
Klinik I
Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Jonel Trebicka
Sektion
Translationale Hepatologie,
Medizinische
Klinik I (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Zeuzem)
Goethe
Universität/Universitätsklinikum Frankfurt
Tel.
+49 (0)69 6301 80789 (Jennifer Biondo, Sekretariat)
Jonel.Trebicka@kgu.de.