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IZO Events

Aug 1 2023
13:00

Das IZO hat das zweite Asia Forum am 6./7. Juli 2023 in Frankfurt organisiert

Parasite, Squid Game, BTS: von gefeierten Filmen und Netflix-Serien bis hin zu K-Pop-Idolen - der erstaunliche weltweite Erfolg von Hallyu, der "Koreanischen Welle" der Kulturproduktion, wurde vielfach als ein Segen für die "Soft Power" des Landes gefeiert. Unter dem Titel "In Hallyu We Trust? Revisiting 'Soft Power' in the New World Order of Cultural Production" lud das IZO gemeinsam mit dem Forschungsprojekt CEDITRAA und der Forschungsinitiative ConTrust eine herausragende Gruppe internationaler Wissenschaftler*innen für zwei Tage ein, um diese Zusammenhänge zwischen der internationalen kulturellen Anziehungskraft eines Landes und seiner politischen Macht kritisch zu untersuchen. Das diesjährige Asia Forum, das zweite nach einer längeren Covid-bedingten Unterbrechung, wurde in einem erweiterten Format organisiert, das aus einem high-level öffentlichen Vortrag und einem zweitägigen akademischen Workshop bestand.  

Der Workshop des Asia Forums bestand aus vier Teilen. Gary Rawnsley und Benjamin Tallis begannen mit einer theoriegeleiteten Diskussion über das Konzept Soft Power, seinen Mehrwert und seine Grenzen und reflektierten über Soft Power und die kulturellen Implikationen aktueller politischer Angelegenheiten. Song Hwee Lim stellte eine spannende Verbindung zwischen Soft Power und Geopolitik her, indem er anhand von Filmen und Dokumentationen die geopolitische Dynamik in der Ukraine, Hongkong und Taiwan veranschaulichte. Michael Keane beendete die Sitzung über den theoretischen Rahmen mit einem Überblick über Soft Power, wobei er sich auf ihre Anwendung und Aneignung im Falle Chinas und Ostasiens insgesamt konzentrierte.    

Der zweite Teil konzentrierte sich speziell auf Hallyu und ihre Verbindung zur südkoreanischen Soft Power. Dal Yong Jin stellte die Entstehung der koreanischen digitalen Soft Power vor und erläuterte, wie die koreanische Regierung ihre kulturellen Exporte in diplomatisches Branding umsetzt. Sangjoon Lee präsentierte einen Überblick über die Geschichte und den Wandel der koreanischen Filmindustrie seit den 1990er Jahren sowie die Gründe für ihren Erfolg. Mark R. Plaice reflektierte über koreanische Soft Power und den Einfluss der koreanischsprachigen Bildung. Die Sitzung endete mit einer von Cornelia Storz moderierten Podiumsdiskussion zum Thema “Can the “Soft Power” Concept Explain the Global Success of Korean Culture and its Impact?”.    

Der dritte Teil des Workshops erweiterte den Blickwinkel, indem er sich mit der Soft-Power-Politik anderer ostasiatischer Staaten befasste. Nissim Otmazgin erörterte Japans lange Geschichte der Soft Power und das Ausmaß und den Aufwand, den die japanische Kultur- und Außenpolitik betreibt, um diese Vorteile zu nutzen. Am Beispiel Taiwans erörterte Ting-ying Lin die neu gegründete Institution TAICCA und erklärte, wie die Tsai-Regierung die nationalen Werte Taiwans durch die Creative Industries neu definiert. Paola Voci untersuchte kritisch das Innenleben der Soft Power-Politik und ihre zweideutige Verbindung zu offiziellen und marginalisierten Kulturprodukten, wobei sie insbesondere Chinas Soft Power als "cracked Game" betrachtete. Ying Zhu verglich die aufstrebende K-Pop-Industrie mit Chinas abnehmender Soft Power. Schließlich präsentierte Keun Lee seine Erkenntnisse über die Transformation der koreanischen Filmindustrie, bei der die Marktliberalisierung, der Staat und weitere Schlüsselakteure eine entscheidende Rolle bei der Revolutionierung der Branche spielten.    

Im Sinne der transregionalen Perspektive des CEDITRAA-Projekts haben wir in der abschließenden Sitzung auch Wissenschaftler*innen eingeladen, um die "koreanische Welle" in ihrer Anwendung und Auswirkung auf afrikanische Länder zu untersuchen. Olusola Ogunnubi erörterte Nigerias Potenzial, ein regionales kulturelles Zentrum zu werden, das kulturelle Soft Power in Afrika ausübt. Suweon Kim analysierte die Möglichkeiten in Südafrika, die von koreanischen Unternehmen vernachlässigt wurden. Sie schlug eine südafrikanisch-südkoreanische Solidarität im Lichte von kultureller Empathie, kollektivem Stolz und Ausgrenzung vor. Usaku Wammanda befasste sich mit den Auswirkungen des K-Drama-Konzepts auf die nigerianische Kultur, was unsere bisherigen Soft Power Diskurse erweiterte. Ein letztes Panel unter der Leitung von Vinzenz Hediger mit dem Titel "Soft Power: Core Element, Complement or Compensation?" beendete unsere zweitägige Konferenz.  

Auch der öffentliche Vortrag zum Thema “Korean Film and Television – Competitiveness and Future Prospects” des Filmproduzenten und CEO von Realies Pictures Dong Yeon Won lockte am Abend des 6. Juli ein großes Publikum in den Renate-von-Metzler-Saal der Goethe-Universität. Moderiert von Prof. Yonson Ahn vom IZO bot der Vortrag und die Diskussion mit Herrn Won Einblicke aus erster Hand in die Praxis und die Erfolgsfaktoren der koreanischen Film- und TV-Produktion.    

Wir möchten allen Teilnehmer*innen, die nach Frankfurt gekommen sind, für ihren Beitrag zu einer lebendigen, kritischen und fruchtbaren Debatte danken, die sicherlich in verschiedenen Folgeformaten fortgesetzt werden wird.