Testimonials by students from our university about the impact of a Nachteilsausgleich 

Nachteilsausgleich in Real Student Life

Below you find authentic statements (given in German) by former students of Goethe University. We collected them to give you a direct impression what studying with health issues may be like at Frankfurt and what a possitive impact a Nachteilsausgleich may have.

Bruno M., Master-Student Soziologie mit entzündlicher Darmerkrankung:

„Ich studiere momentan im dritten Fachsemester Soziologie auf Master. Ich habe eine entzündliche Darm-Erkrankung, und aus diesem Grund inzwischen auch einen künstlichen Darmausgang (AP). Ich musste auch schon zwei Mal während meines Master-Studiums operiert werden. Meinem Empfinden nach habe ich trotzdem jetzt keine gravierenden Probleme, allerdings oft Schwierigkeiten dadurch, dass ich sehr müde bin. Dies kommt durch meine Medikamente und die fehlenden Nähr- und Mineralstoffe, da ich diese nur schwer im Darm resorbieren kann. Ich fühle mich dadurch oft wie erschlagen. Darunter leidet wiederum meine Konzentration und ich habe dann auch Schwierigkeiten, die Vorlesungen zu besuchen. Ich bemühe mich aber trotzdem hinzugehen, da es oft eine Anwesenheitsliste gibt. Manchmal kommt es durch meinen AP zu Geräuschen, die ich nicht beeinflussen kann. Ich habe auch immer die Sorge, dass mein AP aufgehen könnte. Ich esse deswegen oft den ganzen Tag nichts und das macht mich außerdem noch zusätzlich müde und löst Kopfschmerzen aus.

Bisher habe ich noch keine Nachteilsausgleiche beim Prüfungsamt beantragt. Oft habe ich aber direkt mit den Dozenten gesprochen und mehr Zeit für Hausarbeiten erbeten. Das wurde mir auch problemlos gewährt, nachdem ich den Sachverhalt geschildert hatte. Dies ging auch mit dem Kontakt über E-Mail oder direkt in der Sprechstunde des Dozenten.
Ich habe noch Probleme damit, den Dozenten meine Situation genau zu beschreiben, denn ich denke immer, dass deren Meinung wäre, dass Studierende sich auch unberechtigt Vorteile verschaffen wollen. Andererseits glaube ich aber nicht, dass meine Dozenten die Problematik nicht nachvollziehen könnten. Mein Gefühl ist also noch sehr zwiespältig.
Weil mir mein AP auch schon in der Uni aufgegangen war bin ich dadurch noch eher verunsichert. So eine Situation ist mir dann sehr unangenehm und ich musste deswegen extra nach Hause. Einige Vorlesungen musste ich deswegen ausfallen lassen, habe aber niemanden über den eigentlichen Grund informiert. Ich suche insgesamt noch nach einer schlauen Problemlösung für mich.“

Hannah G., Psychologie- Absolventin mit Sehbehinderung

„Ich bin 26 Jahre alt, stark sehbehindert und habe vor Kurzem mein Psychologiestudium an der Goethe-Universität Frankfurt erfolgreich abgeschlossen (Studiendauer: 12 Semester). Zwar musste ich aufgrund meiner Sehbehinderung während meines Studiums mit Einschränkungen zurechtkommen und insbesondere die Bewältigung der Wege und das Bearbeiten der umfangreichen Literatur waren oft anstrengend, doch insgesamt kam ich während meines Studiums sehr gut zurecht und ich fühlte mich an der Goethe-Universität wohl.

Vor Beginn meines Studiums machte ich ein Mobilitätstraining, das ich als sehr hilfreich empfand. Seitdem bewegte ich mich sehr sicher auf dem Campus und ich fand mich trotz der vielen Menschen dort gut zurecht. Da es mir während der Vorlesungen trotz Hilfsmitteln nicht möglich war, die PowerPoint-Folien, die die Dozenten zeigten, in der nötigen Geschwindigkeit mitzulesen, konzentrierte ich mich besonders auf den mündlichen Vortrag und schrieb mit einem kleinen Notebook intensiv mit. Diese Mitschriften überarbeitete ich anschließend anhand der Präsentationen und der Literatur.

Die größte Hürde während meiner Studienzeit stellte die Suche nach Praktikumsplätzen dar. Es war sehr aufwändig für mich, Praktikumsstellen zu finden, da ich mehrere Absagen erhielt und wiederholt auf Ressentiments aufgrund meiner Behinderung stieß. Sicherheit gab mir insbesondere der Kontakt zu Frau Müller (ehemalige Beauftragte für Behindertenfragen), den ich während meines gesamten Studiums aufrechterhielt und über den ich viele wichtige Informationen sowie interessante Tipps bekam.

Auch Gespräche mit der Studienfachberaterin des Instituts für Psychologie waren sehr hilfreich. Unterstützung erhielt ich zudem durch meine Dozenten, die sehr offen waren und versuchten, mir vieles zu ermöglichen, zum Beispiel durch eine Verlängerung der Arbeitszeit als Nachteilsausgleich bei Klausuren. Auch von Kommilitonen wurden mir während der Lehrveranstaltungen immer wieder Hilfestellungen angeboten.“

Karl C., Grundschullehramts-Student, Muskelschwund

„Ich leide an fortschreitendem Muskelschwund und habe als Folge eine starke Gehbehinderung (aG im Schwerbehindertenausweis), weshalb mir das Gehen und das Treppensteigen schwer fallen.

Im Anschluss an das Abitur habe ich das Studium des Lehramts für die Grundschule begonnen und befinde mich mittlerweile im siebten Semester. Da ich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Universität fahren kann, nutzte ich den PKW meiner Mutter, der bereits umgerüstet wurde, als ich volljährig wurde.

Den Beitrag für das Semesterticket bekomme ich erstattet, wenn ich jedes Semester einen Antrag beim Studentenwerk einreiche. Die Kosten für die Fahrten zur Universität übersteigen die Kosten, die für ein Semesterticket anfallen würden. Deshalb habe ich beim Amt für Arbeit und Soziales einen Antrag auf Hochschulhilfe gestellt. Diese  Hochschulhilfe wurde genehmigt und besteht konkret darin, dass ein monatliches Kilometergeld gezahlt wird, in dem Benzin-, Versicherungs- und Reparaturkosten für den PKW enthalten sind. Alternativ hätte das Amt Taxifahrten zur Universität übernommen, was jedoch problematisch wäre, da ich häufig während eines Tages den Campus wechseln muss. Außerdem ist der Campus Westend derart weitläufig, dass ich auch dort von einem Gebäude zum anderen Gebäude mit dem PKW fahre.


Behindertenparkplätze werden von der Universität auf den unterschiedlichen Campussen zur Verfügung gestellt. Um eine Zufahrtsberechtigung zu erhalten, habe ich mich an das Zentrum für Logistik auf dem Campus Bockenheim gewandt und dort einen Vertrag zur Nutzung der universitären Parkflächen unterschrieben.  Behindertenparkplätze sind an den ausgewiesenen Stellen ausreichend vorhanden, jedoch sind die Parkplätze am Campus Westend teilweise nicht an den Eingängen, an denen ich sie benötigt hätte. Wenn ich den PKW auf dem Campus Westend auf Flächen parkte, die nicht als Parkplatz ausgewiesen waren, erhielt ich eine Nachricht, dass der PKW im Wiederholungsfalle abgeschleppt werde. Die Wege zwischen den Parkplätzen und den Räumen waren für mich aber teilweise zu weit, wenn ich innerhalb der 30 Minuten Pause zwischen zwei Veranstaltungen den Campus wechseln musste. In diesen Situationen parkte ich dort, wo die Wege für mich am kürzesten waren und legte einen Zettel hinter die Windschutzscheibe, auf den ich schrieb, weshalb ich dort parkte und notierte meine Handynummer, damit ich erreichbar war und, wenn nötig, wegfahren konnte. Diese Ausnahmen gibt es jedoch offiziell nicht.

Um die Behindertentoiletten im Bockenheim sowie bestimmte Aufzüge und vor allem die Behinderteneingänge im IG-Gebäude (Westend) nutzen zu können, habe ich mir von Frau Dorothee Müller (ehemalige Beauftragte für Behindertenfragen) verschiedene Schlüssel aushändigen lassen.

Meine Erkrankung bewirkt auch einen Muskelschwund in den Armen, weshalb ich in den letzten Klausuren feststellen musste, dass ich nicht mehr so schnell schreiben kann, wie meine Kommilitonen und die Aufgabenstellung in der vorgegebenen Zeit nicht vollständig bearbeiten konnte. Aus diesem Grund habe ich mir von meinem Arzt eine Bescheinigung ausstellen lassen, dass meine Muskelfunktionen in den Armen und Schultern um 25 Prozent vermindert sind und einen Antrag auf Nachteilsausgleich beim Prüfungsamt gestellt. Die ärztliche Bescheinigung legte ich dem Antrag bei. Bereits wenige Wochen später erhielt ich einen Brief vom Prüfungsamt, dass der Nachteilsausgleich gewährt wird und ich bei weiteren Klausuren eine um 25 Prozent verlängerte Bearbeitungszeit bekomme. Dieser Nachteilsausgleich muss nun frühzeitig vor jeder Klausur dem entsprechenden Dozenten vorgelegt werden, damit er die längere Bearbeitungszeit berücksichtigt und ich entsprechend länger beaufsichtigt werde. Diesen Nachteilsausgleich hätte ich schon früher stellen können und vielleicht auch früher stellen sollen.

Mit der Hochschulhilfe* bin ich sehr zufrieden und sie wird problemlos gezahlt, wenn ich die entsprechenden Studienbescheinigungen und Modulzettel jedes Semester als Nachweis an das Amt für Arbeit und Soziales sende.“

*) Anmerkung der Redaktion: Hier haben sich die Details gesetzlicher Regelungen inzwischen geändert.

Lena V., Master-Studentin der Wirtschaftswissenschaften

„Ich habe meinen Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften Schwerpunkt Finance & Accounting in sechs Semestern absolviert und anschließend mit dem Masterstudiengang begonnen (Kernbereich Accounting & Information Management).
Durch einen Sehrest von 15% ist es mir ohne Hilfsmittel nicht möglich, Tafelbilder oder Powerpoint-Projektionen zu verfolgen. Aus diesem Grund musste ich einen Nachteilsauslgeich beantragen, der für Klausuren eine Zeitverlängerung von 50% und die Bereitstellung eines Bildschirmlesegeräts beinhaltet. Beides wurde mir bewilligt. Die Umsetzung dieser Maßnahme durch das Prüfungsamt war und ist vorbildlich.
Eigentlich müsste man für die Bearbeitung von Seminar-, Bachelor- sowie Masterarbeiten ebenfalls eine Verlängerung der Bearbeitungszeit beantragen. Allerdings ist dies aus zeitlichen Gründen problematisch. Zum Beispiel finden kurz nach der Abgabe der Seminararbeiten die Präsentationen dieser Arbeiten im Seminar statt. Schwierig war es für mich, dass die Bachelorarbeit bis spätestens zum letzen Tag des Semesters abgeben werden muss, um im darauffolgenden Semester das Masterstudium beginnen zu können.“

Simon S., Japanologie-Student mit Multipler Sklerose (MS)

„Ich studiere Japanologie im Hauptfach mit dem Nebenfach Anglistik. Dieses Studium ist für sechs Semester angelegt. Aufgrund von Multipler Sklerose habe ich im Studium einige Schwierigkeiten. Ich leide teilweise unter Kopfschmerzen und auch unter Konzentrationsschwierigkeiten wegen den Medikamenten. Um mein Studium trotzdem so gut und problemlos wie möglich zu absolvieren habe ich einen Nachteilsausgleich beantragt, der auch sofort bewilligt wurde. Demnach bin ich nun nicht mehr an die Anwesenheitspflicht gebunden. Das ist einerseits eine große Erleichterung, andererseits möchte ich natürlich so wenig wie möglich in der Universität fehlen. Momentan sieht es aber so aus, als müsse ich ihn wohl doch in Anspruch nehmen. Ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit habe. Allerdings hätte ich besser schon von Anfang an Beratung eingeholt, und nicht so lange gewartet, da ich mir viel Stress hätte ersparen können. Unterstützung fand ich auch bei meiner Japanisch-Dozentin, nachdem ich ihr von meiner Krankheit erzählt hatte. Sie bot an, dass ich meine Hand heben solle, und auf mich aufmerksam machen solle, falls mir wieder Kopfschmerzen zu schaffen machten. Es hat mich sehr gefreut, da sie auch meinte, es wäre, damit ich nicht unter Druck geraten würde.

The above reports have been composed by former students of Goethe University and donated to the university for anonymous publication. We thank the authors for their trust and cooperation. 
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