Die zweite Grabungskampagne 2017 auf dem Stallberg (Landkreis Fulda)

Die erste Ausgrabungskampagne fand auf dem Stallberg im Spätsommer 2016 statt. Dabei standen Fragen der Besiedlung und der chronologischen Einordnung des Gipfelplateaus im Vordergrund. Im Zuge der zweiten Kampagne wurde der Fokus auf Fragen der Konstruktion und Datierung der Steinbefestigung gelegt, welche sich kreisrund um den Gipfel zieht.

Die Ausgrabungen fanden zwischen dem 21. August und dem 8. September 2017 statt. Wie im vorherigen Jahr wurde sie in Zusammenarbeit mit Dr. Frank Verse von der Stadt- und Kreisarchäologie Fulda sowie der Grabungsfirma SPAU aus Münzenberg durchgeführt. Im Laufe der Kampagne wurden sechs Flächen im Bereich des Versturzes der Steinmauer aufgedeckt, insgesamt wurde eine Gesamtfläche von etwa 121 qm untersucht.    
    Bild 1: Untersuchten Flächen in 2016 und 2017 auf dem Stallberg (Grafik H.Blitte)
  Ziel der Maßnahme war die Datierung des Steinwalles sowie die Gewinnung weiterer Informationen zur Bedeutung und Funktion der vorgeschichtlichen Befestigung am Stallberg. So wurde ein älterer Schnitt, welcher durch Joseph Vonderau bereits im Jahr 1903 angelegt worden war, wieder geöffnet und neue Flächen an der Innenseite des Steinwalles angelegt. In diesen Bereichen konnten entlang der Mauer, die offenbar als Kolluvienfänger fungierte, vergleichsweise viele Funde, insbesondere Keramikscherben, geborgen werden. Viele der Funde stammen aus Fläche 10, in der sich ein erster Befund, eine Grube am Profil, zu erkennen gab.
Bild 2: Grube im Profil der Fläche 10 (Foto H.Blitte)    
Daraus und von anderen interessanten Stellen sowie unter dem Steinversturz, wurden mehrere Bodenproben für vertiefende archäobotanische Untersuchungen entnommen. Wie bereits aus 2016 liegen vergleichsweise viele Keramikscherben und Silexabschläge vor, die aufgrund ihrer diagnostischen Merkmale und ihrer Machart dem Jungneolithikum zugeordnet werden können. Darunter sind vor allem horizontale lange Ösen, die von so genannten Ösenkranzflaschen stammen dürften (Bild 3). Daneben umfasst das Keramikspektrum aber auch einige metallzeitliche Scherben der späten Bronzezeit und/oder der älteren Eisenzeit sowie eine Reihe von Randscherben, die in das hohe Mittelalter datieren.    
    Bild 3: Keramikscherbe einer neolithischen Ösenkranzflasche (Foto B.Voss)
    Der große Schnitt durch den Versturz der ehemaligen Steinmauer war ca. 12 m lang und über 2 m tief. Es war abschnittsweise unklar, ob die Basis unter der ehemaligen Steinkonstruktion erreicht wurde, denn dort lag eine Reihe von großen Phonolithblöcken, unter denen ebenfalls Bodenproben entnommen wurden. Die Vorderfront der vorgeschichtlichen Mauer zeichnete sich dabei undeutlich durch größere längliche Phonolithe ab, die vor allem im Bereich der bereits 1903 durch Vonderau freigelegten und nun nochmals aufgedeckten Vorderfront gut zu erkennen sind.
Bild 4: Schnitt durch den Versturz der ehemaligen Steinmauer (Foto H.Blitte)    
Diese wurden nochmals untersucht und mit modernen Methoden digital dokumentiert, allerdings konnten dabei keine Aussparungen von Pfostenschlitzen erkannt werden, welche von Vonderau vermutet worden waren. Die äußere Mauerschale gab sich dabei recht gut durch die genannten länglichen Phonolithe zu erkennen, die mit ihren Schmalseiten zur Front hin orientiert waren. Hinweise auf mögliche hölzerne Konstruktionen an der Innenseite der ehemaligen Mauer konnten keine gewonnen werden, vielmehr drängte sich der Eindruck auf, dass die Steinkonstruktion zur Innenseite hin in Form einer Rampe konstruiert war und hier große Mengen an Steinen aufgeschüttet wurden.    
    Bild 5: Vorderfront der Steinmauer (Foto H.Blitte)

Die chronologische Einordnung der Steinbefestigung ist nach wie vor unsicher, jedoch werden an den zahlreichen Holzkohlen und verkohlten archäobotanischen Resten 14C-Messungen durchgeführt, um ein verlässliches Datengerüst für die Rekonstruktion der Besiedlungsabläufe auf dem Stallberg und insbesondere der Errichtung der Steinbefestigung zu erhalten.

(Autoren Hélène Blitte und Rüdiger Krause)