Ausgrabungen an der großen Befestigung von Corneşti-Iarcuri im rumänischen Banat (RO)

Im Juni und Juli 2017 fand, im Rahmen unseres Loewe-Schwerpunkts „Burgen der Bronzezeit zwischen Taunus und Karpaten“, eine zweite Ausgrabung in der spätbronzezeitlichen (14.-11. Jh. v. Chr.) Befestigung von Corneşti-Iarcuri im rumänischen Banat statt. Letztes Jahr wurde der zweite Befestigungsring geschnitten und erfolgreich die Konstruktion und das Alter der Holz-Erde-Konstruktion untersucht (mehr Information zu der Befestigung von Cornesti und der Kampagne 2016)

Die diesjährigen Untersuchungen konzentrieren sich auf die 3. Wallring der Befestigung im südlichen Teil der Anlage (Stern auf Bild 1). Der 3. Ring wurde bis jetzt noch nicht untersucht, weshalb wichtige Fragen seiner Datierung und Architektur geklärt werden sollten. An dieser Stelle sind die Reste der Holz-Erde-Mauer noch erhalten. Die zuvor durchgeführten großflächigen geomagnetischen Messungen dienten als wichtige Informationsquelle. Der 50 Meter lange Grabungsschnitt wurde in Nord-Süd-Richtung mit einem Bagger angelegt, sodass Verteidigungsgraben und Wall erfasst wurden.
Bild 1: Corneşti-Iarcuri, Lage des Grabungsschnittes von 2017 im Befestigungsring 3
Im Zuge der Kampagne konnte die heute als Wall noch erhaltene Befestigung freigelegt sowie der noch erhaltene Verteidigungsgraben ausgegraben werden. Dies wurde teilweise wegen seiner Größe und beeindruckenden Tiefe mit Bagger abgetieft: Die Sohle des Grabens liegt 4,70 m unter der heutigen Oberfläche (Bild 2).
  Bild 2: Corneşti-Iarcuri 2017, Profil des Grabens der Befestigung 3. (Corneşti-Iarcuri-Projekt Frankfurt/Berlin, Foto H. Blitte).
Interessanterweise fand sich in der Verfüllung, in 3,50 m Tiefe eine Schicht mit Kulturschichtresten, d.h. Tierknochen, Menschenknochen und Keramik (Bild 3)
Bild 3: Corneşti-Iarcuri 2017, Keramik in der Verfüllung des Grabens (Corneşti-Iarcuri-Projekt Frankfurt/Berlin, Foto H. Blitte)  
Ob es sich dort um Abfälle oder eine absichtliche Deponierung handelt, ist noch offen. Diese Schicht scheint dennoch nach dem ersten Verlassen des Grabens entstanden zu sein oder markiert eine Nutzungsphase, während der Graben offenbar nicht mehr gereinigt wurde. Die Datierung dieser Kulturschichtreste wird über 14C-Datierungen erfolgen. Die verschiedenen Schichten des Grabens wurden reichlich beprobt, nicht nur für archäobotanische Zwecke, sondern auch für mikromorphologische Analysen
  Bild 4: Corneşti-Iarcuri 2017, Entnehmen von Bodenproben für Mikromorphologie aus verschiedenen Zonen der Grabenverfüllung (Corneşti-Iarcuri-Projekt Frankfurt/Berlin, Foto H. Blitte).
Die Untersuchung des Walles ergab zahlreiche Spuren ehemals liegender und stehender Hölzer, also von Pfostengruben und Balkenlagen. Aus diesen Beobachtungen lässt sich ein Holzkastenwerk rekonstruieren, wie es in vergleichbarer Weise auch in Grabungsschnitten bei den anderen Wallringen beobachtet werden konnte.
Bild 5: Corneşti-Iarcuri 2017.Übersichtsfoto des Walles und des Grabens (Corneşti-Iarcuri-Projekt Frankfurt/Berlin, Foto H. Blitte)  

Von einer detaillierten Bearbeitung der Baubefunde der Holz-Erde-Konstruktionen in den verschiedenen Wallringen erhoffen wir uns,  zusammen mit größeren Serien an 14C-Datierungen, wichtige Aufschlüsse zur Baugeschichte der Befestigungsringe von Corneşti-Iarcuri, die zur Klärung der Funktion dieser überdimensionierten Anlage beitragen werden.

(Autoren Hélène Blitte und Rüdiger Krause, September 2017)