Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) nimmt im Juni die Arbeit auf. Ziel der Forscher*innen im FGZ-Teilinstitut Frankfurt ist es, neue Formen gesellschaftlicher Vielfalt und ihre Auswirkungen auf die Austragung gesellschaftlicher Konflikte zu analysieren und die Bedingungen produktiven Streitens als Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erkennen und praktisch nutzbar zu machen. Informationen zu diesem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsverbund finden Sie hier.

Projektleitung des Teilinstituts: Prof. Dr. Daniel Grunow, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Prof. Dr. Rainer Forst

Projektlaufzeit: 2020-2024


Auswirkungen des Klimawandels auf aquatische Ökosysteme und Wasserversorgung im Biosphärenreservat Rhön: Partizipative Risikobewertung und Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen

Wie können Wasserressourcen angesichts von nur unsicher quantifizierbarem Klimawandel und steigendem Nutzungsdruck von verschiedenen Akteuren nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem gemanagt werden?

Ziel des Gesamtprojektes ist es, (1) in partizipativer Art und Weise geeignete Managementstrategien zu entwickeln, um die Wasserressourcen im Biosphärenreservat Rhön, insbesondere seinem hessischen Teil, angesichts des Klimawandels nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem nutzen zu können. Dafür müssen (2) Methoden für eine interdisziplinäre (sozialwissenschaftlich und naturwissenschaftlich) und transdisziplinäre (mit Wissenschaftler/innen und Praxispartner/innen) Wissensintegration entwickelt werden. Praxispartner (d.h. institutionelle Stakeholder) sind ausgewählte, relevante hessische Akteure im Problemfeld, wie der Verwaltungsstelle des hessischen Biosphärenreservats Rhön, (Wasser-)Behörden, zivilgesellschaftliche Organisationen, Unternehmen und andere Interessensvertreter.

Die Problemwahrnehmung und Anpassungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger wird empirisch durch die Projektpartnerinnen erhoben und so in den Partizipativen Prozess eingebracht, sodass Bürgerinnen und Bürger selbst nicht direkt am Prozess teilnehmen. Der genaue Fokus innerhalb des Problemfeldes (beispielsweise Trinkwasserversorgung, Erhaltung des Hochmoores, Wasserüberleitung nach Fulda) wird von den Projektpartnerinnen partizipativ mit den Stakeholdern während des partizipativen Prozesses entwickelt werden. Dieser genaue Fokus wird beispielsweise von der Zusammensetzung der Stakeholder abhängig sein, von deren Problemperspektiven sowie deren speziellen Interessensschwerpunkten.

Projektleitung: Prof. Dr. Blättel-Mink

Projektlaufzeit: 2019 - 2022


 

Religiöser Antikapitalismus? Jüdische, christliche und islamische Positionierungen im Vergleich

Das Projekt untersucht religiös motivierte Formen der Kapitalismus- und Vermarktlichungskritik anhand exemplarischer soziologischer Fallstudien zu jüdischen, christlichen und islamischen Gemeinschaften in Frankfurt am Main.

Religionsgemeinschaften positionieren sich mit ihren Weltdeutungen und Werthaltungen nicht nur innerhalb der religiösen Sphäre, sondern auch gegenüber säkularen Teilbereichen der Gesellschaft und den in ihnen institutionalisierten Handlungslogiken. Sie halten Deutungsressourcen bereit, die in Spannung zur Eigenlogik gesellschaftlicher Funktionsbereiche (Politik, Recht, Wirtschaft, Wissenschaft) treten können. Von besonderer Relevanz sind die vielfach konfliktreichen Positionierungen religiöser Gruppierungen zur Sphäre der Ökonomie, wie wir spätestens seit Max Webers klassischen Studien wissen. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten ökonomischen Krisenerscheinungen und der Entwicklung einer »Marktgesellschaft«, in der Tausch und Konkurrenzverhältnisse in immer mehr Lebensbereiche vordringen, sind kapitalismuskritische Positionen religiöser Gruppen ein vielversprechendes, zugleich aber in Bezug auf die Gegenwartsgesellschaft kaum bearbeitetes Sujet.

Die ethnographisch angelegte Untersuchung gliedert sich in drei Teilfragen und Analyseebenen. (1) Auf einer deskriptiven Ebene soll die Frage beantwortet werden, worauf sich die religiöse Kritik an kapitalistischen Verwertungsprozessen und Tendenzen der Vermarktlichung genau bezieht und welche jüdischen, christlichen oder islamischen Semantiken dafür in Anspruch genommen werden. (2) Auf einer explikativen Ebene geht es darum, wie sich religiöse Positionierungen gegenüber kapitalistischen Marktordnungen und ihren sozialen Folgeerscheinungen erklären lassen. Inhaltliche Positionen und gesellschaftliche Positionierungen werden in Anlehnung an figurationssoziologische Überlegungen von Norbert Elias aus ihrer Interdependenz mit anderen Positionen und Positionierungen begriffen. (3) Schließlich nimmt sich das Forschungsvorhaben – hier in besonders enger interdisziplinärer Kooperation mit den anderen Teilprojekten des LOEWE-Schwerpunkts – der Frage an, ob und wie es sich rechtfertigen lässt, pluralismusfähige gegenüber pluralismusunfähigen Formen der religiösen Marktkritik normativ auszuzeichnen. Das Projekt geht dabei von der Grundannahme aus, dass eine demokratische Zivilgesellschaft auf Interpretationsgemeinschaften angewiesen ist, die als kritische gesellschaftliche Reflexionsinstanzen fungieren.

Projektleitung des Teilprojekts: Prof. Dr. Ferdinand Sutterlüty, Projektmitarbeiterin: Dr. Claudia Willms
Projektlaufzeit: 2017-2020


Verbundprojekt: Schulischer Wandel in der Migrationsgesellschaft/Schulkultur(en) im Kontext aktueller Fluchtmigration (SchuWaMi)

Teilprojekt: Qualitative Untersuchung von Schulkulturen 

In den vergangenen Jahren haben deutsche Schulen zahlreiche geflohene Kinder und Jugendliche aufgenommen. Schulen haben hierauf unterschiedlich reagiert und gehen nach wie vor unterschiedlich mit dieser pädagogischen, didaktischen und organisatorischen Herausforderung um. Die Heterogenität dieser Umgangsweisen kann zum einen auf voneinander differente Schulkulturen zurückgeführt werden und zum anderen kann angenommen werden, dass Schulen im Zuge der aktuellen Zuwanderungssituation schulische Entwicklungsprozesse forcieren, die den schulischen Erfolg und die Inklusion in die Bildungsorganisation dieser Schüler*innengruppe verbessern sollen. Forschungen zur Frage der schulischen und sozialen Teilhabe von Schüler*innen mit Migrationshintergrund fokussieren zumeist das Lernen und die Entwicklung von Individuen, nicht jedoch auf Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten von Institutionen. Das Projekt SchuWaMi setzt genau hier an: Untersucht werden soll, wie verschiedene Schulen unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen mit dieser veränderten Zusammensetzung der Schülerschaft umgehen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Rolle der Schulkulturen und ihren institutionellen Voraussetzungen. Schulkultur(en) prägen die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung, sind jedoch nicht statisch und können sich insofern auch umgekehrt durch die Aufnahme der Kinder wandeln. SchuWaMi arbeitet interdisziplinär, längsschnittlich und mit einem Mixed-Methods Design.

Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Becker (FB 03)
Projektlaufzeit: 2018-2022 

Link zum Projekt